Von Verkehrsmitteln, Augentropfen und Zimt-Kaugummis (Nachlese zum 95. #EDchatDE)

Gestern war der erste reguläre #EDchatDE nach den Sommerspecials. Das Thema: Germany is #BackToSchool 2015“. Und obwohl ich eigentlich nur mitlesen wollte, war ich dann doch wieder recht aktiv dabei. Die Stimmung war eben ansteckend, motivierend und inspirierend. Und es waren vor allem wieder mal so viele bekannte Gesichter da. Das war einfach sehr nett. Ich konnte nicht anders.

Quelle: Pixabay

Und ein paar Fragen möchte ich hier noch mal aufgreifen, eine kleine Nachlese liefern zu den vielen Einzeltweets von gestern (die Frequenz war wieder mal recht hoch).

F4 Wie schaffst Du es, Bildungstechnologie effektiv in den Unterrichtsflow zu integrieren? Buzzword: #Mehrwert #EDchatDE

Ich habe mich da gestern schon ausführlich dazu geäußert, aber eben in Portionen à 140 Zeichen und somit ein wenig zerpflückt. Ich meine, der Mehrwert ist nur dann zu erreichen, wenn man die Medien und Technologien weise wählt, und zwar in Abstimmung mit den Methoden. Und diese sind wieder in Abhängigkeit des Lehr- und Lernziels zu wählen. Gestern auf den Punkt gebracht mit Lernziel > Methode >Medien (Technologien).

Es ist klar, dass natürlich auch die Rahmenbedingungen zu klären sind. Also zum Beispiel, die zur Verfügung stehende Infrastruktur, die Policy der Bildungsinstitution (beispielsweise zur Nutzung von Cloud-Diensten oder Web 2.0-Anwendungen) oder auch die Datenschutz- und andere rechtliche Bestimmungen. Aber essentiell ist das Wissen darum, wohin ich eigentlich will. Ich versteife mich auch auf kein Verkehrsmittel, sondern wähle das, das eine optimale, effiziente, angenehme, bequeme Reise ermöglicht. Und so halte ich es auch mit den Medien und Technologien. Wenn ich weiß, was ich als Learning Outcome erzielen oder bewirken möchte, dann ergeben sich Methoden und Medien oft beinahe von selbst.

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Überspitzt gesagt: Aus Birnen wird kein Apfelstrudel. Wenn ich also das kollaborative Arbeiten trainieren möchte, wähle ich kollaborative Schreibpads (ob Etherpad oder ZUMpad, Google Dokument oder OneNote ist dann im Grunde egal). Will ich eine kurze Lernzielkontrolle durchführen, so kann ich in einem synchronen Setting Kahoot! oder Quizizz verwenden, in einem asynchronen Setting muss ich auf LearningApps ausweichen. Das sind nur zwei Beispiele, die mir auf die Schnelle dazu einfallen. Es geht nicht um die Medien und Technologien, es geht um die Art und Weise, sie in den Unterricht zu integrieren. Und diese hängt wieder von den Lernzielen ab. Und dabei ganz wichtig – und das hat André J. Spang (@tastenspieler) auch so schön betont gestern: Vorab ausprobieren und nicht unvorbereitet einsetzen.

Das ist ein wichtiger Punkt. Klar, ich habe meinen Plan A. Ich habe dazu immer einen Plan B, wenn etwas doch nicht so klappt (Sie kennen die Eigentlich-Pädagogik?) und dann habe ich noch Plan C-Z als Improvisation. Aber auch die braucht viel Übung und Erfahrung – danke Peter Ringeisen (@vilsrip) für die Anmerkung.

Die Schwellenpädagogik ist kein Thema (auch wenn sie manchmal einfach „notwendig ist“).

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F7 Wie sieht Dein eigenes „Teacher-Survival-Kit“ für das kommende Schuljahr aus? Gerne mit Foto 😉 #EDchatDE

Ich hab mich gestern ja schon als Zimt-Kaugummi-Junkie geoutet. Sie helfen bei schlechter Laune und sind sowas wie mein Teacher-Survival-Kit. Für den Rest mach ich Impro 😉 Aber ganz im Ernst: Das von Axel Krommer (@mediendidaktik_) gepostete Foto entspricht bis zu einem gewissen Grad auch meiner Ausrüstung.

Nur da kommen auch noch analoge Dinge, wie Kreide, Tipp-Ex, Pinnnadeln, Post-its und so einiges andere dazu. Den Mehrfachstecker werde ich mir wohl noch abschauen – den find ich (gerade wenn ich auch an Tagungen und ihren latenten Steckdosenmangel denke) äußerst sinnvoll im Handgepäck. Und ich möchte noch zwei weitere (digitale) Elemente aus dem Survival-Kit anfügen: Den OER-Schummelzettel No1 und den Schummelzettel No2. Beide aus Projekten, Veranstaltungen und Initiativen rund um die Virtuelle Pädagogische Hochschule (VPH) in Österreich entstanden und beide äußerst hilfreich, wenn es um die Lehre und den Unterricht und gegebenenfalls fehlende Ideen geht. Und auch die Seite OER Mythbusting! ist sehr hilfreich bei Fragen zu Unterrichtsmaterialien und OER.

Und für mich als Survival-Kit natürlich (?!) auch immer dabei – und das klingt vielleicht seltsam – Augentropfen.

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Die Erklärung ist einfach: Durch das viele Arbeiten am Computer und mit mobilen Devices sind meine Augen trocken. Trockene Augen zwingen zum Zwinkern, man wirkt müde. Das Leuchten in den Augen fehlt. Und mit dem Leuchten fehlt das, was in der ersten Frage gestern behandelt wurde:

F1 Du betrittst die Klasse motiviert – und gehst motiviert. Du strahlst diese Motivation aus und steckst an. Tipps? Geht das? #EDchatDE

Ich schaue meine Lerner/innen gerne an und das mit strahlenden Augen, ohne Müdigkeit. So einfach ist das. Wenn ich müde wirke, spiegeln die Lerner/innen diese Müdigkeit und sind selbst schwer zu motivieren. So zumindest meine Erfahrung. Und deshalb die Augentropfen. #Blogbeichte somit erledigt 😉

Was mir in diesem Zusammenhang gestern auch wichtig war, ist die Authentizität. Beim Auftreten einer Lehrenden spielt diese eine zentrale Rolle.

Die Lerner*innen spüren, ob man das, was man sagt und tut, ehrlich meint. Sie spüren das Echte. Sie merken, wenn man sich unwohl fühlt, eben auch wenn man müde ist. Oder wenn man mit einer Methode an seine Grenzen stößt. Ich verstehe, wenn meine Lerner/innen sich mit einigen Methoden unwohl fühlen. Das tue ich auch. Ich mag keine Ballwurfspiele im Unterricht – gehe meist eher in Deckung (obwohl ich eigentlich längere Zeit Handball gespielt hab) und mag auch die imaginierten Bälle, die dann oft herangezogen werden nicht. Ich fühle mich dabei unwohl und setze es auch nicht ein im Unterricht. Und so ist auch mein Medieneinsatz. Ich setze Medien und Methoden ein, „mit denen ich kann“ und ärgere mich dabei auch, wenn sie nicht funktioniere (beides, Medien und Methoden). Aber das ist dann eben so. Emotionen im Unterricht sind ja auch nicht falsch. Das macht uns zu Menschen. Man sollte es aber – wie so oft im Leben – nicht übertreiben. Und manchmal reicht einfach ein Lächeln: