Generation 140 Zeichen

Heute mal nur ein kurzer Blogpost zur Nutzung von Messenger-Diensten. Ich finde es ja immer wieder spannend, wie unterschiedlich die Nutzung verschiedener Messenger-Dienste in verschiedenen a) Altersgruppen und b) Ländern ist.

Quelle: Pixabay

Ich probier‘ ja selbst viel aus. Aber ich gehör‘ dann doch noch zur Generation SMS. Ich schreib sie gerne. Habe wie bei Twitter eine schöne Zeichenbeschränkung. Dann muss ich mich wenigstens kurz halten. Plauder ja sehr gern. Und auch sehr viel. Ich nutz ja aber auch Skype sehr gerne. Und auch Facebook natürlich zum Austausch kurzer Nachrichten (in dem Fall den Privatnachrichtendienst in der Webapp und nicht den Messenger – den hab ich nämlich nicht installiert). Am liebsten aber Twitter – sowohl klassische Tweets als auch Direktnachrichten, die ja mittlerweile eine Zeichenbeschränkungsbefreiung erlebt haben. Das find ich spannend, wenngleich es noch ein bisschen verstörend für mich ist. Ich schau immer noch so ein wenig panisch auf die Zeichenbeschränkung, die ja jetzt nicht mehr da ist. Vielleicht mag ich Twitter deswegen am liebsten; weil ich zur Generation 140 Zeichen gehöre. Und da auch bleibe. So wie bei den SMS eben. Und irgendwie ist es ja eine Kunst, in 140 Zeichen alles zu sagen (Lektüreempfehlung zum Thema: Prof. Dr. Twitter-Muffel in der Süddeutschen Zeitung). [Zum Labern gibt’s ja den Blog ;-)]

  • Wenn ich mir da aber so die aktuellen Umfrageergebnisse ansehe, dann verorte ich mich irgendwie kaum mehr oder nur teilweise in den Ergebnissen. Der Standard hat für dazu heute geschrieben: 76% einer befragten Gruppe von 501 Internet-Nutzerinnen und –Nutzern zwischen 15 und 69 Jahren nutzen WhatsApp, 46% den Facebook-Messenger und nur 16% SMS.
  • Im französischen Fernsehmagazin Télé-loisirs.fr wird eine Umfrage aus den USA aus dem Dezember 2014 kommentiert, Snapchat liegt bei den 18- bis 24-Jährigen mit 45% klar in Führung vor Vine und Tumblr (beide 28%). Bei den 25- bis 34-Jährigen teilen sich die Spitze Snapchat, Instagram und Pinterest ex aequo mit 26%, jeweils aber nur einen Prozentpunkt für Tumblr und Google+. Bei den 35- bis 44-Jährigen sind Google+ und LinkedIn mit 22% in Führung, einen Prozentpunkt vor Twitter und Pinterest. Jedenfalls liegt ab hier dann keine Anwendung mehr klar in Führung.
  • Wenn man hier noch die JIM-Studie (S. 26) mit heranzieht, die zeigt, dass bei den zwölf- bis 19-Jährigen in Hinblick auf die Nutzung des Internets die Kommunikation mit 44% klar vor dem Bereich Unterhaltung, also Videos, Bildern und Musik z.B., mit 25% liegt, dann deckt das doch.

Es ist sicherlich spannend, sich hier die Einzelergebnisse anzusehen und eine Interpretation zu wagen. Und einige erste Gedanken schießen mir durch den Kopf, die für mich plausible Erklärungen finden. Der Selfie-Wahnsinn und berufliche Argumente sind genauso dabei wie die Visualisierungssucht, die derzeit herrscht. [Beispiel: Wer hätte vor Jahren daran gedacht, beim Poltern zu fotografieren und die Fotos dann in sozialen Netzwerken zu teilen?]

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Und darin zeigt sich auch das große Potential der Social Media-Anwendungen im positiven wie im negativen Sinn. Heute wird alles dokumentiert. Die Meinung wird öffentlich geschrieben, nicht bloß im Privaten kundgetan. Und das nimmt dann mitunter erschreckende Formen an, wie auch Armin Wolf (@ArminWolf) in einem Facebook-Posting Warum die Sicherheit nicht wiederkommt darlegt (man achte vor allem auch auf die Kommentare!). Wird die Hemmschwelle niedriger? Werden die Trolle mehr oder sind sie lauter als früher? Ich kann das nicht wirklich beurteilen. Ich habe keinen Vergleich. Sie haben aber jedenfalls eine andere Bühne. Eine viel öffentlichere als früher der Wirtshausstammtisch. Und eine nachhaltigere. Denn was einmal im Netz ist, das bleibt dort auch. Und niemand sollte wegsehen!

[PS: Einige Beispiele gibt es ja aktuell bereits, in denen Mitarbeiter*innen oder auch Lehrlinge aufgrund von Postings in Social Networks ihren Job verloren. Die Salzburger Nachrichten, Der Standard oder auch die Kleine Zeitung berichteten.]  

[PPS: Interessant zum Thema das Video: Hass im Netz vom deutschen Fernsehsender Das Erste.]