Gedanken zur Mediennutzung Jugendlicher

Der aktuelle Jugend-Internet-Monitor 2022 von SaferInternet.at ist da und lässt mich einige Gedanken zusammenfassen.

Es gibt mehrere Veröffentlichungstermine im Jahr, auf die ich mich freue: den Horizon Report, die JIM-Studie oder auch den Jugend-Internet-Monitor von SaferInternet.at. In beiden wird die Mediennutzung von Jugendlichen erhoben.

Jugend-Internet-Monitor 2022

Für den Jugend-Internet-Monitor werden 400 Jugendliche im Alter von elf bis 17 Jahren zu ihren liebsten sozialen Netzwerken befragt. Die Frage ist fokussiert und die Antworten werden graphisch gut aufbereitet.

Jugend-Internet-Monitor von SaferInternet.at | CC BY-SA

So erkennt man auf den ersten Blick die Veränderung zum Vorjahreswert und wenn man bei den ersten sechs Plätzen nach unten schaut auch die Zahlen von 2016 bis 2022 als Kurve dargestellt. Auch wird kurz und knapp beschrieben, was die genannte Plattform auszeichnet. Geht es eher um die Kommunikation, die Information und Unterhaltung oder die Selbstdarstellung.

Wenig Überraschung?

Auf den ersten Blick möchte man meinen, dass es zu wenig Veränderung gekommen ist. Nun, oberflächlich betrachtet stimmt das (siehe Monitor 2021). WhatsApp, YouTube und Instagram halten sich stabil am Stockerl. Die Verlustprozente, die hier zu sehen sind, sind insofern wenig aussagekräftig, als das Sample relativ klein ist und die Einzelaussage hier einen großen Wert einnimmt. Spannend dabei: Neben WhatsApp hat sich – wohl nicht zuletzt wegen des Chaos um die Änderung der AGB und der Privatsphäre-Einstellungen auf WhatsApp – auch Signal als Messenger-Dienst mittlerweile ziemlich etabliert, was man auch daran merkt, dass Signal immer wieder mit Nachrichten informiert, dass Person XY nun auch Signal nutze. Zumindest in meiner Kontaktliste wieder die Liste der Signal-Nutzer*innen immer länger.

Snapchat hat nach einem Hoch 2021 in seiner Beliebtheit abgenommen – ihm ist TikTok, dass in den letzten Jahren massiv zugelegt hat, nicht nur auf den Fersen, sondern die beiden Plattformen teilen sich mittlerweile den vierten Platz. TikTok ist – wie auch Snapchat – bei den Mädchen beliebter als bei den Burschen, der Abstand ist hier aber größer und viele der TikTok-Videos finden sich auch auf Instagram oder Facebook wieder. Umgekehrt sieht es in der Präferenz unter den Geschlechtern bei Discord aus, das erst 2019 in der Befragung auftaucht und bei den Burschen eine zentralere Rolle einnimmt. Von der Genese her entstand Discord vor allem für den Austausch während Computerspielen. Mittlerweile beschränkt sich Discord aber nicht mehr auf Gamer*innen und verdrängt Pinterest auf Platz sieben, bei dem ich immer noch überrascht bin, dass es auch bei Jugendlichen so interessant ist – ist es doch die Plattform für Menschen, die gerne basteln, kochen und dekorieren.

Nicht mehr im Jugend-Internet-Monitor finden sich Tellonym und Twitter; neu hinzugekommen ist die Online-Spieleplattform Roblox, die sich besonders bei den elf- bis 14-Jährigen großer Beliebtheit erfreut. Ebenfalls stark am absteigenden Ast sitzt Facebook, das in den letzten Jahren kontinuierlich an Beliebtheit verloren hat und wohl bald überhaupt keine Rolle mehr für Jugendliche spielt.

Warum ich den Jugend-Internet-Monitor so schätze?

  • Er erscheint jährlich.
  • Er gibt die Ergebnisse sehr kompakt wieder.
  • Die Graphik steht unter einer CC-BY-NC-Lizenz.
  • Die österreichische Situation wird erhoben.
Quelle: Pixabay

Einwand: Aber es gibt doch auch die Oberösterreichische Jugend- bzw. Kinder-Medien-Studie!

Ja, das ist korrekt. Diese erheben ebenfalls die österreichische Situation und decken dabei sehr viele sehr unterschiedliche Themenblöcke ab, die sich nicht nur auf Social Media beschränken, sondern die Medienausstattung ebenso beleuchten wie die allgemeine Mediennutzung (vom Buch, über Radio bis zu digitalen Medien). Beide Studien erscheinen jedoch alternierend alle zwei Jahre: Die letzte Kinder-Medien-Studie erschien 2020, die letzte Jugend-Medien-Studie 2021.

Befragt werden in der Jugend-Medien-Studie 2021

  • 481 Jugendliche zwischen elf- und 18 Jahren
  • 304 Eltern von Jugendlichen zwischen elf- und 18 Jahren
  • 97 Pädagog*innen der Sekundarstufe 1

In der Kinder-Medien-Studie 2020

  • 489 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren
  • 278 Eltern von Kindern zwischen sechs und zehn Jahren
  • 204 Pädagog*innen der Elementar- und Primarstufe.

Zwei Einschränkungen sind demnach zu erkennen: Auch hier ist das Sample jeweils sehr unterschiedlich und eher klein, was zu einer hohen Schwankungsbreite führt. Außerdem sind die Ergebnisse auf ein Bundesland, nämlich Oberösterreich, beschränkt. Eine Übertragung auf Rest-Österreich ist jedoch möglich. Darüber hinaus lassen sich in den beiden Studien Trends und Entwicklungen erkennen.

Und sonst?

Eine in (un-)wissenschaftlichen Publikationen gerne genutzte Studie ist die deutsche JIM- bzw. die deutsche KIM-Studie. 

  • Die JIM-Studie wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest herausgegeben und versteht sich als Basisuntersuchung zum Medienumgang von Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren in Deutschland. Sie trägt den Untertitel Jugend, Information, Medien und hat 1200 Jugendliche als Sample. Die JIM-Studie beschäftigt sich mit der Medienausstattung ebenso wie mit den Freizeitaktivitäten allgemein, oder dem Lernen in Zeiten von Corona. Sie untersucht aber auch spezifische Medien wie WhatsApp & Social Media oder TV, YouTube, Netflix & Co – so einige Überschriften der aktuellen Ausgabe.
  • Die KIM-Studie versteht sich analog als Basisuntersuchung zum Medienumgang sechs- bis 13-Jähriger und trägt als Untertitel Kindheit, Internet, Medien. Auch für die KIM-Studie werden jährlich 1200 Kinder und Jugendliche befragt.

Da in beiden Studien neben den Antworten nach Geschlecht der Befragten auch die Antworten nach Alter angegeben werden, lassen sich Trends und Entwicklungen oder Unterschiede und Ähnlichkeiten schnell erkennen. Die Graphiken sind visuell ansprechend und somit gut nutzbar.

Tipp

  • In der JIM-Studie werden nicht jedes Jahr die gleichen Fragen gestellt, es lohnt sich also, auch die älteren Ausgaben durchzusehen.
  • Ein besonderes Service: Die Studien werden nicht nur als PDF zum Download angeboten, die Grafiken werden separat als PDF und als PowerPoint angeboten. So lassen sich die Graphiken auch leicht in Präsentationen oder in Publikationen einbinden.

JIM- und KIM-Studie in Österreich anwendbar?

Nun, das ist eine leider nicht oft gestellte Frage. Die Ergebnisse der JIM- und der KIM-Studie werden gerne auch 1:1 auf die österreichische Situation umgelegt. In vielen Bereichen mag das stimmen, aber ein kritischer Blick und Abgleich mit den Ergebnissen aus Oberösterreich schadet nicht, um auch wirklich auf Nummer Sicher gehen zu können. In einzelnen Punkten unterscheiden sich Deutschland und Österreich nämlich sehr wohl…

Weitere Studien und Statistiken

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