Nun, da ich ja länger nichts gepostet hatte, konnten sich so einige Links ansammeln, die ich in Blogposts verpacken wollte, aber nie so richtig wusste, wie in welcher Form und zu welchem Thema genau. Gut, das Thema ist irgendwie klar, aber dennoch fand ich nie den richtigen Anlassfall. Heute war ich auf der Suche nach einem bestimmten Artikel und durchforstete meine „Diese-Links-lese-ich-später“-Ablage und fand dabei so einiges (nur nicht den gesuchten Artikel, aber egal). Was ich dabei wirklich erstaunlich finde, ist die Tatsache, wie wenig sich getan hat und wie aktuell die Artikel eigentlich heute noch sind. Vielleicht sind sie auch nur spannend und kontrovers. Aber sie hatten es verdient, abgelegt zu werden (zur späteren Lektüre).
tl;dr: Ich stelle viele Fragen, doch habe keine Antworten.
Aber schauen wir uns die Links mal an.
Wer erinnert sich noch an das Video von Veritasium, in dem von den unterschiedlichen vermeintlichen/ potentiellen/ erhofften Leitmedienwechseln gesprochen wird?
Was nicht alles unsere Bildung revolutionieren wird. Das Radio, der Fernseher, das Internet. Oder vielleicht auch die Tabletklasse (man lese hierzu – kritisch – Axel Krommers Über Eindrücke von Tabletklassen)? Vielleicht ist es ja das Schaffen einer guten Infrastruktur, die die Basis für alles ist? Oder ist es einfach unser Denken, das auch die öffentliche Wahrnehmung steuert? Vielleicht ist es eher das Zulassen, dass Lerner/innen aktiv interagieren und dass der Unterricht lernendenzentriert sein sollte? Wir sollten von den Lernerinnen und Lernern aus denken. Und nicht aus der Sicht der Technik, die Markus Deimann richtigerweise als beengend, im letzten Blogbeitrag schrieb ich von „Reduktion“, beschreibt in seinem Beitrag Digitale Didaktik: Gefangen im Korsett der Technik?. Und auch Beat Döbeli Honeggers Beitrag auf Google+ (und noch viel stärker die Diskussion, die er ausgelöst hat) schlägt in dieselbe Kerbe.
Und übrigens: Ist Unterricht nicht auch ein furchtbares Wort, dass mit einer Oben-Unten-Metaphorik spielt?
Schüler*innen sind keine Objekte, die ich UNTERrichte. Sie sind Subjekte und sollen eigene Erfahrungen machen (dürfen), aus denen sie lernen. [Man lese hierzu auch Peter Addors Beitrag Kompetenzbasiertes-vs-dozentenbasiertes-Schulmodell.] Und das beginnt schon in der Kindheit (wider die zurzeit so beliebten Helikoptereltern). Ist die Schule der Ort, wo Kinder zu lernen beginnen? Wieso neigen Erwachsene, frisch eingeschulte Kinder mit „Oh, du gehst schon in die Schule? Du Arme*r?“ zu empfangen? Martin Lindner hat ein paar scharfsinnige (freilich nicht ohne Subtext zu lesende) Gedanken zum Thema Schule geäußert – die angeschlossene Diskussion ist ebenfalls eine Lektüre wert.
Sind MOOCs die Lösung (MOOCs ohne Grenzen: Adaptivität und Flexibilität als neue Gütekriterien ein spannender Text von Jürgen Handke)? Oder adaptive oder pervasive Lernsysteme? Sind wir am Ende der Kreidezeit angekommen? (Lesen hierzu jedenfalls Alex Krommers Antwort – und wer den Blahfasel-Generator nicht kennt: Voilà.) Probt die Schule den digitalen Hochsprung? Wie ist das Verhältnis von Digitalisierung und Schule? Muss sich das System anpassen (Anja C. Wagner sei für die reflektierten Worte gedankt)? Gibt es gar keine digitale Gesellschaft (die Diskussion auf Google+ sollte wieder mitgelesen werden)? Sind Stift und Papier unzeitgemäße Lernwerkzeuge? Wollen Unis zurück ins analoge Zeitalter? Wenn Smartphones und Tablets aber gar nichts bringen, ist es dann sinnvoll, sie ganz zu verbieten? Schließlich erhöht das ja den Lernerfolg? (Das Fragezeichen ist bewusst (!) gewählt.) Und sie könnten ja die Lehrenden ersetzen, oder nicht? Vielleicht sollte es zurück zur Schreibmaschine gehen? Da schreibt man Dinge mehrfach, wenn man sich vertippt. Und da lernt man doch sicherlich so richtig viel, oder? Toolification ist doch sicher der richtige Weg, wenn es die Hardware schon nicht ist, oder?
Vielleicht hat ja aber auch Ralf Lankau die Antwort und wir befinden uns unter dem Joch der Digitalisten? Hat Sir Ken Robinson am Ende Recht mit seiner Feststellung der Changing Education Paradigms?
Wir neigen doch dazu, Menschen zu klassifizieren (träge/aktiv; fähig/unfähig; reif/unreif); und sie auf eine Rolle oder Funktion zu – ich wiederhole mich – reduzieren. Werden wir in zehn Jahren wirklich anders lernen? Ist es die Angst vor Veränderung, die unser Leben und Denken bestimmt? Müssen wir von einer digitalen Revolution (was ist das noch gleich?!?) oder gar vor Social Media Angst haben? Wenn wir uns die Diskussion um den Tweet von @nainablabla und die Reaktionen (beispielhaft), die gefolgt sind, ansieht, dann möchte man die Frage ja beinahe bejahen. Sollten wir auf den Boden der Realität zurückkehren (man lese hierzu die Diskussion zu Axel Krommers Ausgangspost)? Müssen wir unsere Lerner/innen dort abholen, wo sie (nicht mehr) sind? Vielleicht brauchen wir neue Modelle? Oder auch nur eine (Danke Martin Linder für diesen Vorschlag):
„#checkliste gut, mit der man ganz schnell den wert von reformerischen bildungsinitiativen bestimmen könnte“.
Vielleicht haben Sie bei so manchen Text auch ein „No-na“-Erlebnis gehabt? Mir ging’s jedenfalls so. Ebenso wie bei Martin Lindners Humboldt, Orwell und die Digitale Bildung. Oder mit dem kurzen Blogpost 7 Ways Technology Can Transform Learning (INFOGRAPHIC) und Tobias Raues Kommentar zum wiederkehrenden Argumentationsstrukturen. Aufschlussreich und jedenfalls mehr als einen Blick und Gedanken Wert sind die 3 Ebenen der Digitalisierung (wessen?!) (hier die Matrix).
Jetzt können Sie mir gerne vorwerfen, dass ich hier nur Fragen stelle, keine Antworten liefere. Wissen Sie was? Ich habe keine Antworten. Wahrscheinlich habe ich deswegen diese Beiträge auch immer wieder nach hinten verschoben, weil es keine Antworten gibt? Es darf kein Entweder-Oder geben. Es gibt nur ein Sowohl-als-auch. Zumindest ist das mein Ansatz. Und ich denke, wichtig wäre es, auch mal unsere Schüler/innen und Lerner/innen zu befragen. Oder auch eine Außensicht auf die Thematik einzunehmen, sie vielleicht retrospektiv zu betrachten, wie Jöran Muuß-Merholz es in Neun Thesen zum lebensbegleitend lernenden Menschen getan hat. Vielleicht sollten wir auch einfach tun. Und jene Medien und Methoden verwenden, die uns am besten ans Lehr- und unsere Lerner/innen ans Lernziel bringen (Hauptsache Schreiben! Digitale Medien im Unterricht von Philippe Wampfler). Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, die Texte sind alt. Und haben doch ein wenig (oder mehr) Wahrheit. Und man kann aus ihnen allen lernen.
tl;dr
Ich stelle viele Fragen, doch habe keine Antworten.