Bildungsinfluencer*innen? Was zur…?

Das Phänomen Influencer*in ist mittlerweile beinahe ein alter Hut. Kommen nun die Bildungsinfluencer*innen?

Quelle: Pixabay

Das Forum Neue Medien in der Lehre Austria (kurz: fnm-a) gibt quartalsweise ein Magazin heraus. Die dritte Ausgabe hatte den Themenschwerpunkt Bildungsinfluencer*innen und ich wurde gefragt, hierfür einen Beitrag zu schreiben. Für den fnm-a Talk zum Thema Wer sind und was leisten Bildungsinfluencer*innen wurde ich Diskutantin aufs Podium eingeladen.

[Die Veranstaltung wurde nicht nur gestreamt, sondern auch aufgezeichnet.]

Hier die Aufzeichnung 🙂

Quelle: YouTube

Hilfe, meine Tweets werden zitiert!

Andreas Wittke, auch bekannt als @onlinebynature, begann die Veranstaltung mit einer Keynote zum Thema „Hilfe, meine Tweets werden zitiert!“.

Quelle: Slideshare

Am Anfang gleich mal eine Einführung ins Norddeutsche – ganz en passant:

Ein knackiger Start über die Rolle von Vorbildern und der Rolle des gedruckten Buches in der Wissenschaftskommunikation und man weiß, warum Andreas für die Keynote eingeladen ist. Seine Ansichten sind zum Teil radikal. Im Wissenschaftsbetrieb erreicht man mit gedruckten Artefakten (Artikel, Bücher) einen kleinen Kreis. Wie erreicht man jene, die nicht online sind? Wie erreicht man die breite Masse?

Ich glaube ja, Expert*innen sind jene Menschen, die Inhalte auch ohne Fremdwörter und Fachbegriffe erklären können. Da ist auch die Filterblase gefährdet, denn sie nutzt Wörter, die anderen nicht geläufig sind:

Oder wie in der Diskussion um das schöne Wort Mehrwert:

Die Frage ist vielleicht, an wen ich mich mit meiner Forschung wende. Und wenn ich mich an unterschiedliche Zielgruppen wende, dann muss ich meine Beiträge auch genau so verfassen. Siehe dazu den Beitrag zu Littératie | Litéracie auf Elkes Sprachenkiste. Ich muss mich an meine Zielgruppe anpassen – das betrifft die Sprache, aber auch das Medium:

https://twitter.com/lacknere/status/1184764264751554560

Wann ist man Expert*in für etwas? Wann wird man gelesen oder rezipiert?

Andreas geht es ganz offensichtlich so wie mir: Ich frage mich ja ganz ehrlich, wieso man mich aufs Podium eingeladen hat. Bin ich eine Bildungsinfluencerin? Ich würde mich so nicht bezeichnen. Ich bin einfach jemand, der seine Arbeit gerne macht und sie auch gerne teilt. Ich habe eine Meinung und auch die teile ich gerne (mit). Und mein Haupttätigkeitsfeld liegt im Bildungsbereich.

Bin ich deshalb eine Bildungsinfluencerin?

Andreas weiß darauf die Antwort:

Influencer*innen (wie auch Expert*innen) werden zu solchen ernannt. Es ist kein Titel, den man sich selbst gibt. Es ist eine Bezeichnung. Und ja, man sieht’s am Kommentar von Mike Jäger: Es gibt auch Menschen, die sich selbst zum Experten oder zur Expertin machen. Die meisten Lehrenden, die ich kenne, leiden aber eher am Impostor-Syndrom (Danke @phwampfler). Man leistet zwar gute Arbeit, man spricht aber nicht darüber.

Ja, das ist auch mein Ansatz. Working out loud ist meine Devise. Klar liegt das an meiner Persönlichkeit. Ich hab das in einem anderen Kontext gerade erst klargestellt (bitte ganzen Thread lesen):

Aber ich hab das auch in der Podiumsdiskussion so dargelegt. Jede*r von uns hat einen gewissen Grund, einen Blog zu führen. Wir haben alle unseren Stil, unsere Ecken und Kanten. Wenn alle gleich wären, dann würde man nicht gelesen werden. Wenn ich an einer Konferenz teilnehme und sehe die zehnte PowerPoint (womöglich von den Referent*innen vorgelesen), dann bin ich wahrscheinlich wenig erfreut. In der Podiumsdiskussion wurde gefragt, wie wir mit der Erwartungshaltung umgehen, die an uns gerichtet wird. Nun, da ich nicht für andere schreibe, sondern den Blog für mich als Möglichkeit sehe, meine Gedanken zu sortieren und beispielsweise Tagungen Revue passieren zu lassen, weiß ich nicht, ob ich überhaupt Erwartungen erfülle.

Bin ich Narzisstin? Möglich. Vielleicht ist es aber meine Art, mit Informationen umzugehen und diese zu verarbeiten.

Ich hatte ja auch nie das Gefühl, dass meinen Blog (oder meine Blogs) überhaupt jemand liest. Umso überraschender die Reaktionen darauf, dass ich infolge der DSGVO-Einführung meine Blogs deaktiviert hatte. Das freut mich, aber ich habe dennoch nicht vor, Erwartungen zu erfüllen. Wer mich lesen mag, tue dies. Wer nicht, findet sich auf einem anderen Blog sicher gut aufgehoben. Das heißt nicht, dass die Menschen meiner Meinung sein sollen – ich diskutiere gerne, freue mich über Feedback und lerne daraus (ex positivo wie ex negativo). Mittlerweile sehe ich meinen Blog als Möglichkeit des Transfers:

Ideen und Gedanken, die für eine wissenschaftliche Publikation nicht ausreichen oder die noch nicht bis zum Ende fertig gedacht sind, können hier verarbeitet werden. Manchmal ergibt sich daraus eine Diskussion, manchmal ergibt sich daraus die Gewissheit, dass es bei einem Gedanken bleiben wird.

Klar freue ich mich über Feedback -wer tut das nicht?

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