Am Ende der Fachtagung im Rahmen der #MakerDays an der TU Graz hat Sandra Schön (@sandra_schoen) die Anwesenden aufgefordert, ein Vorhaben im Kontext von Making oder auch Do-it-Yourself auf einen Klebezettel zu schreiben, das sie innerhalb der folgenden sechs Wochen einlösen werden.
Nun, da wir uns in den Sommermonaten befinden und ich keine Gruppe zum „echten“ Making habe (im Moment), habe ich mich für die Do-it-Yourself-Variante entschieden, die zwischen „regional“, „vererbt“ und „nachhaltig“ angesiedelt ist.
[Notiz am Rande: Ich habe mich in diesem Beitrag für die österreichische Diktion entschieden. Bei Fragen bitte einfach melden! ;-)]
[Sind Produktnamen auf den Fotos zu sehen, ist dies keine intendierte Werbung.]
Meine Motivation
In meiner Familie war es immer Tradition, den Sommer dafür zu nutzen, Vorbereitungen für den Herbst und Winter zu treffen. Das klingt vielleicht seltsam, aber wir holten uns einfach den Sommer ins Glas. Seit ich mich erinnern kann, habe ich Erbsen gekiefelt, Bohnschadln, Gurkerl und Schwammerl geputzt, Rohnen geschnitten, Knoblauch geschält und Marmelade gerührt. Meiner Mutter war es wichtig, diese Tradition, die sie so liebte, auch an mich weiterzugeben. Und ich habe in der kurzen Zeit, in der ich von ihr lernen konnte, so viel wie möglich aufgesogen. Was heute also trendy ist, nämlich das regionale Einkaufen und das nachhaltige Verwerten, ist für mich irgendwie vererbte Selbstverständlichkeit. Bei uns wird nichts weggeworfen (oder fast nichts), denn ich versuche, alles zu verarbeiten.
Mein Garten
In meinem neuen Garten war es mir also wichtig, möglichst viele Nutzpflanzen zu setzen: Rosen (für u.a. Rosenwasser und Rosenzucker), Lavendel (für u.a. Lavendelzucker und Lavendelkissen), unterschiedlichste Beerensträucher und Obstbäume, die aber heuer noch nichts getragen haben. Auch im eigentlichen Nutzgarten sind viele Dinge zu finden, die ich für meine Einkoch- und Einrex-Aktivitäten brauche: gefühlt 100 verschiedene Kräuter, Ringelblumen, unterschiedliche Sorten Paradeiser, Zucchini, Melanzani, Rohnen, Kürbis, Kohlrabi und jede Menge Kraut. Ich habe kaum eine Pflanze, die einfach nur „schön“ ist. Die meisten Pflanzen sind essbar oder anderweitig verwertbar.
Meine Schätze
Was ich daraus mache ist eine Mischung aus Tradition und Experiment. Ein paar Rezepte müssen einfach immer sein, ein paar Rezepte probiere ich neu aus (meine Kochbuchsammlung ist riesig – die Weiten von Google noch nicht ausreichend erforscht), manche experimentiere ich frei. Ich versuche dabei, vor allem bei der Marmelade die Zuckermenge zu reduzieren und auch nicht zu salzen (ich bin beinahe salzfrei erzogen worden und fertige Produkte sind für mich meist übersalzen). Beim Kochen – beispielsweise beim Sugo – salze ich dann nach. Im heurigen Jahr ist bislang daraus entstanden (von links nach rechts am Bild):
- eingelegter Knoblauch
- halbgetrocknete Tomaten in Olivenöl
- Tomatenmarmelade (Rezept; Änderung: 500g Gelierzucker 3:1)
- Tomatensugo
- Zwetschgenmarmelade mit Mandelstiften (Rezept; Änderung: 300g Gelierzucker 3:1; Mandelstifte statt Walnüssen)
- Kriecherlmarmelade (Rezept)
- Kriecherlchutney (Rezept; Änderung: normaler Essig statt Apfelessig)
- Paprikachutney (Rezept; Änderung: normaler Essig statt Apfelessig)
- Nektarinenchutney (Rezept; Änderung: Nektarinen statt Weingartenpfirsich, normaler Essig statt Apfelessig)
- Gemüsesugo
Die Rezepte, sofern ich mich an sie gehalten habe, sind hinterlegt, Änderungen sind angemerkt.
Für das Tomaten- und das Gemüsesugo habe ich kein Rezept. Da gilt nur die Regel: Fleischtomaten für die Konsistenz, Salattomaten für die Flüssigkeit und Cocktailtomaten für die Süße. Grundsätzlich schneide ich Zwiebel klein, brate sie in Öl glasig an, füge die Tomaten hinzu und lasse alles weichkochen. Ich verwende hier übrigens auch grüne Tomaten, die nicht nachreifen und koche diese mit. Mit Gewürzen abgestimmt wird alles mit dem Pürierstab zu einer klumpenlosen Masse verarbeitet und in sterile Gläser gefüllt, die verschlossen auf den Kopf gestellt werden, 10 Minuten abkühlen und dann wieder umgedreht werden. Beim Gemüsesugo schneide ich noch jede Menge anderes Gemüse hinein (übrig gebliebene Melanzani, Paprika oder auch Zucchini).
Das Rezept für die halbgetrockneten Tomaten in Olivenöl hab ich mir bei Armin Hanisch (@Der Linkshaender) aus dem #twitterlehrerzimmer abgeschaut:
Ready. Tasty. Mediterranean. Well worth the effort (about 15 minutes). With and without olive oil for further tasting. Will make a great gift. See https://t.co/TV35uafUIQ for the previous steps. pic.twitter.com/4ssQ6v4wLC
— Armin Hanisch (@DerLinkshaender) August 4, 2019
Für den eingelegten Knoblauch wird der Knoblauch geschält, der Stielansatz wird abgeschnitten. Danach kommt er in ein Glas. Der Aufguss besteht aus einem Daumen-mal-Pi-Essig-Gemisch. Ich verwende Hesperiden-Essig, den ich 2/3 (Essig) zu 1/3 (Wasser) mische, aufkoche und heiß über den Knoblauch schütte. Ich verzichte auf alle Gewürze sowie Einsiedehilfen. Die heißen Gläser werden verschlossen, auf den Deckel gedreht und bleiben so für ca. 10 Minuten. Dann werden sie „normal“ gedreht. Wichtig: Der Knoblauch verfärbt sich anfänglich grünlich, färbt sich aber auch wieder retour. Sobald er wieder weiß ist, kann man ihn essen (auch davor schon, aber ich warte immer).
Wieso nachhaltig?
Wie man am Foto sehen kann, verwende ich alte Gläser mehrfach wieder. Solange die Deckel nicht rosten, lassen sich die Gläser jahrelang verwenden. Die Deckel lassen sich zudem austauschen. Vielfach rexe ich auch ein – einiges (wie beispielsweise der Knoblauch eignet sich aber leider nichts fürs Rexen). Das Gemüse habe ich entweder selbst, bekomme ich von Freund*innen oder kaufe ich regional ein. Eine große Hilfe ist mir dabei natürlich mein lieb gewonnener Dampfgarer, in dem sich viele Gläser gleichzeitig einkochen lassen, was auch von der Energiebilanz wichtig ist.