Auf der Suche nach der Mindmap

Mindmaps helfen mir persönlich beim Schreiben, beim Arbeiten und beim Lernen. Ich gebe meine Strategien gerne weiter, lediglich das rechte Werkzeug ist mir entkommen.

Mindmaps als Strukturhilfe

Seit meiner Schulzeit helfen mir Mindmaps, meinen Schreib-, Lese- und Lernprozess zu strukturieren. Wenn ich einen Artikel lese, fasse ich die Kernaussagen gerne als Mindmap zusammen. Wenn ich einen Artikel schreibe, zeichne ich mir das Grobgerüst als Mindmap auf. Die Kapitel und | oder ihre Namen sind die Elternblasen, die Ideen werden dann Kinder- und Kindeskinderblasen. Dabei kann ich auch während des Schreibprozesses noch Dinge „schnell aufschreiben“, die mir den Kopf nicht belasten. Ich habe sie notiert, sie werden in die Mindmap eingearbeitet. Wenn ich ein neues Projekt plane, zeichne ich mir ebenfalls eine Mindmap. Das Streichen der Wand – von der Einkaufsliste bis zu den einzelnen Arbeitsschritten.

Quelle: Pixabay

Mein Kopf arbeitet (leider?!) auch außerhalb der Arbeitszeit

Bei größeren Projekten arbeite ich dabei mit Packpapier und (bunten) Klebezetteln, bei kleineren Projekten liegen einfach ein Block und mehrere Stifte am Schreibtisch und ich kann konzentriert Ideen und Dinge hinzufügen. Blöd jedoch, dass mir die Ideen immer dann kommen, wenn ich nicht am Schreibtisch sitze. Beim Radfahren, beim Garteln, beim Bügeln… Dann spreche ich mir die Ideen ein und füge sie anschließend in meine händisch gezeichneten (neuerdings mit Sketchnotes verzierten) Mindmaps ein. Das ist – irgendwie – ein bisserl umständlich. Mit dem iPad und dem Apple Pencil funktioniert’s dann aber gut. Man kann die Bilder – ich zeichne zum Beispiel in Autodesk Sketchbook bzw. in Adobe Illustrator Draw –   toll exportieren und auch teilen.

Ich würde aber auch gerne mit Kolleg*innen gemeinsam Mindmaps erstellen, oder Mindmaps, die auf meine doch recht unleserliche (starke Untertreibung!) Handschrift verzichten, erstellen können. Also bin ich auf der Suche nach einem Mindmap-Programm, das digital funktioniert und einigen Anforderungen entspricht.

Was ich suche?

  • Das Mindmap-Programm soll browserbasiert sein und in allen gängigen Browsern, jedenfalls in Chrome, Firefox und Safari funktionieren.
  • Es soll zumindest eine Freemium-Version bieten, die einen sinnvollen kostenfreien Umfang bietet.
  • Ein Serverstandort in Europa, bzw. innerhalb der Europäischen Union, wäre wichtig, um auch DSGVO-konform arbeiten zu können.
  • Das Programm soll sowohl alleine als auch kollaborativ bedienbar sein. Dabei soll es die Möglichkeit einer Rechtevergabe bieten.
  • Das Einbinden von Multimedia-Inhalten, also vor allem Videos, Links und Audios sowie Bildern, soll unter Anzeige eines Thumbnails möglich sein.
  • Das Arbeiten mit Schüler*innen sollte möglich sein. Die Nutzungsmöglichkeit sollte also ab 13 Jahren, besser noch früher, gegeben sein.
  • Für die Beitragenden sollte das Programm ohne Anmeldung funktionieren, wobei eine Anmeldemöglichkeit ein zusätzlicher Pluspunkt wäre. Die erstellende Person soll die Möglichkeit einer Anmeldung haben.

Diese Anforderungen entsprechen den Erfahrungswerten, damit das Mindmap-Programm auch in Schulen eingesetzt werden kann.

Mein Problem?

Alle Mindmap-Werkzeuge, mit denen ich gearbeitet habe, entsprechen nicht den Anforderungen,  sind nicht mehr vorhanden oder haben ihre Kostenmodelle so umgestellt, dass sie nicht mehr einsetzbar sind. Hier ein Auszug und die Bitte, in den Kommentaren Alternativen zu nennen, mit denen in der Praxis erfolgreich gearbeitet wird/wurde.

LearningApps

Die LearningApps hatten eine ganz einfache Mindmap-Anwendung, die ich sehr gerne genutzt hatte, da ich mit LearningApps an sich gerne arbeite und das Werkzeug damit schon bekannt war. Die Lerner*innen mussten sich an keine neue Umgebung gewöhnen, Anmeldung war nicht notwendig. Der Export klappte gut, das Einfügen von Medien war jedoch nicht möglich. Hier eine Anleitung, vielleicht gibt es die Funktion ja in Zukunft doch wieder mal.

Popplet

Popplet ist ein buntes Mindmap-Programm, das sowohl das kollaborative Arbeiten als auch das individuelle Arbeiten erlaubt. Medien können eingebunden werden. Dabei sind auch kreative Gestaltungsmöglichkeiten wählbar. In der kostenfreien Version ist mittlerweile nur mehr eine Mindmap möglich.

Mindmeister

In der kostenfreien Version bietet Mindmeister drei Mindmaps an, Zusammenarbeit in Echtzeit ist möglich. Ein Präsentationsmodus ermöglicht ein Aufklappen der Inhalte und somit ein „entstehendes Tafelbild“. Dateianhänge sind in der kostenfreien Version nicht möglich. Das Exportieren als Bild ist nicht möglich, nur als Text. Zahlreiche Vorlagen, wie Brainstorming, Note Taking, Project Plan, Meeting Minutes, SWOT-Analyse, To-Do-Liste oder Pros and Cons werden zur Verfügung gestellt, auch ein Organigramm oder eine freie Mindmap können erstellt werden. Bilder und Icons können – eingeschränkt – eingefügt werden (eine Auswahl steht zur Verfügung). Eine enge Verbindung zu Google (u.a. Google Drive und Google Hangouts) ist möglich.

Mindomo

Mindomo bietet ein  Interface für Lehrer*innen, Schüler*innen und für die Arbeit. Zahlreiche Vorlagen (Concept-Map – Organigramm – Baum-Organigramm – Zeitskala) werden zur Verfügung gestellt, die auch schöne Ideen für den Unterricht liefern, so zum Beispiel einen Essay-Planer oder ein Book Summary. In der kostenfreien Version sind drei Mindmaps inkludiert, die auch geteilt und veröffentlicht werden können. Auch eine Zusammenarbeit ist nur in der Premium-Version möglich. Medien können eingeschränkt eingebettet werden.

Bubbl.us

Bubbl.us war eines der frühesten Mindmap-Programme, mit denen ich gearbeitet habe. Mindmaps können geteilt werden, der Export funktioniert als Bild. Medien können in der kostenfreien Version, die drei Mindmaps ermöglicht, nicht eingefügt werden, dafür können verschiedene Layouts gewählt werden (Grid, Tree, Column und Circle). Ein Zusammenarbeiten in Echtzeit ist nur in der Premium-Version möglich.

Mindmup

Mindmup ist ein sehr umfangreiches Mindmap-Tool, das man testen kann, indem man ein öffentliches Mindmap anlegt. Will man dieses speichern, muss man registriert sein. Die Einfügeoptionen sind vielfältig, Bilder, Sticker und Anhänge sind möglich. Die Mindmaps werden für sechs Monate gespeichert. Eine Einbindung in Google Drive ist möglich.

Coggle

Coggle ist ein sehr einfaches Tool, das aber gerade im Einstieg nicht sehr intuitiv ist. In der kostenfreien Version sind drei private Mindmaps möglich, veröffentlichte Mindmaps sind uneingeschränkt möglich. Die Änderungshistorie wird angezeigt. Bilder können hochgeladen werden, zusätzlich stehen zahlreiche Icons zur Verfügung. Die Diagramme können als PDF und Bild heruntergeladen werden.

Quelle: Pixabay

Miro

Miro ist ein mächtiges Tool: Whiteboard, Flipchart, Mindmap und noch vieles mehr wird hier kombiniert. Es ist sehr umfangreich und bedarf einer Einarbeitung. Sowohl für die Lehrperson als auch die Lerner*innen. Ich habe es auch schon im Blogpost zu Padlet und den Alternativen geschrieben: Ich habe für mich keinen Zugang zu Miro gefunden, vielleicht weil ich es zu wenig getestet habe und ich mich dabei immer ein wenig erschlagen vorkomme. Ich kenne jedoch viele Kolleg*innen, die es erfolgreich nutzen und freue mich schon auf Good-Practice-Beispiele, die mir einen Zugang schaffen. Ich denke nämlich, es hat Potential, weil es eben mehr kann als nur eine Funktion. Wenn man sich also eingearbeitet hat, lässt es sich ganz unterschiedlich (methodisch gesehen) einsetzen. Hier jedoch ein paar hilfreiche Tipps und Ideen zum Einsatz.

Zweckentfremdete Mindmap-Tools

  • Padlet bietet mit der Vorlage Wand die Möglichkeit, Mindmaps zu erstellen bzw. zwischen einzelnen Ideen Verbindungen herzustellen. Die gesammelten Ideen können auch frei an der Wand platziert werden (ohne jedoch Filiationen herzustellen).
  • Eine ähnliche Funktion bietet Mural an. Auch hier können Verbindungen durch Pfeile angezeigt werden. Das klassische Mindmap-Format ist jedoch nicht möglich.
  • Tricider bietet die Möglichkeit, Ideen zu sammeln und diesen dann Pro- und Contra-Meinungen hinzuzufügen. Es eignet sich zum Sortieren von Gedanken oder als Basis für einzelne Textsorten, wie einen argumentativen Text. Man kann auch beschreibende Elemente sortieren. Wenn man zum Beispiel eine Personenbeschreibung erstellt, gibt man als Ideen die verschiedenen Bereiche – z.B. Haare, Augen, Größe, Statur usw. – an und die Lerner*innen fügen mögliche Adjektive oder Verben hinzu. Die Anwendung funktioniert ohne Anmeldung, die Lehrperson kann sich jedoch anmelden und die Sammlungen damit auch verwalten.

Weiterführende Informationen

  • Wenn man nach Mindmaps googelt, findet man jede Menge Materialein und Übersichten. So zum Beispiel auf der Seite von eLearning Industry, die auch methodische Hinweise auf den Einsatz von Mindmaps liefert. Sehr viele Mindmaps schlägt das American TESOL Institute vor, einige davon funktionieren jedoch leider nicht mehr. Eine aktuelle Übersicht (vom 26. Jänner 2021) gibt der Digital Projectmanager, eine Auflistung findet sich bei StudySmarter. StudyBees untergliedert die Auflistung in Online- und Offline-Nutzung. Für Schüler*innen interessant eventuell die Seite von Educational Appstore.
  • Eine für die Schule sehr übersichtliche Zusammenschau gibt CommonSense. Hier werden auch für Kinder geeignete Mindmapping-Tools genannt. Die Übersicht gibt eine knappe Einführung, mit einem Klick auf See full review gibt es eine ausführliche Darstellung.
  • Eine schöne Zusammenfassung zum Einsatz von Mindmaps liefert die Seite MeineZiele, die zwar ein eigenes Produkt bewirbt, aber gleichzeitig eine schöne Übersicht gibt. Welche Arten von Mindmaps gibt es? Welche Stärken haben Mindmaps? Wie entsteht eine Mindmap? Ein schönes Video findet sich auf der Seite der Queen’s University Belfast.
  • Der Blog der FU Berlin gibt unter MindMaps zahlreiche Ideen zum Einsatz von Mindmaps zum Lehren und Lernen und auch gleichzeitig Beispiele, die man sich ansehen kann. Hier findet man Ideen, wenn man unschlüssig ist oder neuen Input sucht. Eine ebenfalls sehr brauchbare Übersicht über Einsatzmöglichkeiten gibt TeachThought (eine ohnehin sehr empfehlenswerte Seite, die auch eine Sammlung von 25 Werkzeugen gibt, die ich jedoch ziemlich unübersichtlich finde). Sehr übersichtlich hingegen die vorgeschlagene Auswahl von T3N.
  • Eine schöne Zusammenschau hat Deborah Költzsch (@dkoeltzsch) zur Verfügung gestellt.
  • Wer sich für eine vergleichende Gegenüberstellung von Preisen und Datenschutzaspekten interessiert, wird auf der Seite von Digital affin fündig. Die Kernpunkte sind hier zusammengefasst und übersichtlich dargestellt.

Wer weiß was?

Wer also ein Mindmap-Werkzeug für mich empfehlen kann, findet in den Kommentaren die Möglichkeit die Empfehlung mit allen zu teilen. Ich würde mich freuen, bleibe sonst aber eben bei Paper-&-Pencil.

[Update]

Binnen kürzester Zeit sind viele Reaktionen zu diesem Blogpost eingetrudelt. Flinga und Miro wurden neben Popplet und Mindmeister als Mindmap-Tools herausgehoben. Dazu kamen dann auch noch weitere Werkzeuge, die ich hier gesammelt nennen will:

  • Map.Kits.Blog: nicht kollaborativ, datensparsam und sehr intuitiv
  • Idea.Kits.Blog: kollaborativ, datensparsam und sehr intuitiv. Die einzelnen Ideen können mit Likes und/oder Farben versehen werden. Eine Sortierung nach Likes und Farben ist möglich. Keine klassische Mindmap-Darstellung, aber Darstellung von Ideenzetteln.
  • XMind (Zen): als Web-Anwendung und zur Installation möglich, sieht eine LaTex-Integration vor. Sehr umfangreiche Export- und Gestaltungsmöglichkeiten. Hier auch gleich eine kurze Demo:
  • Ayoa: In der kostenfreien Version sind fünf Mindmaps inkludiert, Kollaboration ist in Echt-Zeit möglich. Pro Map sind 50 Elemente möglich.
  • Wisemapping: Die Anwendung ist Open Source, ein Export in SVG, PNG, JPG und FreeMind ist möglich. Dokumente können hochgeladen werden. Es gibt keine Einschränkungen in der Nutzung, das kollaborative Arbeiten wird unterstützt. Die Formatierungsmöglichkeiten scheinen ausreichend. Interessant ist, dass die Arbeit mit Tastenkürzeln angeboten wird.
  • Mind42: Ein österreichisches Produkt, das private und öffentliche Mindmaps ermöglicht. Der Export als PDF ist möglich, die Nutzung auf mobilen Geräten (laut Webseite) nicht. Beispiele lassen sich unter Popular auf der Webseite anschauen, hier sieht man, dass Bild und Text eingefügt werden können. Die Maps wirken sehr übersichtlich.
  • Simple Mind: Nur vorhandene Stylesheets können in der kostenfreien Version verwendet werden, die Nutzung scheint intuitiv. Ein Export ist in der kostenfreien Version nicht inkludiert.
  • Conceptboard: Es gibt in der kostenfreien Version keine Einschränkung in Hinblick auf die Anzahl der erstellten Boards. Pro Board können 100 Elemente hinzugefügt werden, 50 Personen können gleichzeitig arbeiten (wobei die Rollen Reader und Reviewer zur Verfügung stehen). Conceptboard ist eher eine Whiteboard-Anwendung, die mehr kann als „nur“ Mindmapping. Die Einarbeitung dauert aufgrund der zahlreichen zur Verfügung gestellten Elemente und Möglichkeiten.
  • Checkvist ist kein klassisches Mindmap-Programm, sondern hilft beim Strukturieren und Ordnen von Ideen, Aufgaben und ToDos. Die Visualisierung erfolgt über OPML (Outline Processor Markup Language), dabei können Hierarchien graphisch aufbereitet werden – eine mögliche Alternative zu MindMaps.
  • Pragmatisch geht Ines Bieler an die Sache heran: Sie strukturiert mit Adobe Spark Page und gestaltet daraus auch eine Präsentation, die sie mit anderen teilen kann:
  • GeoGebra Notizen ist besonders dann interessant, wenn man mit einem Stift arbeitet. Mindmaps lassen sich einfach zeichnen, im Hintergrund dieses Online-Whiteboards lassen sich linierte oder karierte Hintergründe einfügen, auch Notenzeilen sind möglich. Die Einbettung von Medien ist umfangreich, auch das farbliche Gestalten der Mindmap. Zusätzlich bieten sich die (mathematischen) Vorteile von GeoGebra.
  • Excalidraw bietet die Möglichkeit, händisch Mindmaps zu zeichnen: Rechtecke, Kreise und Deltoid werden angeboten, die Verbindungen zwischen den Elementen können als Linien oder als Pfeile dargestellt werden. Dabei wird das Arbeiten auf unterschiedlichen Ebenen unterstützt und, und das macht schnell Spaß, verschiedene Farben und graphische Spielereien sind auswählbar.

Ein Gedanke zu „Auf der Suche nach der Mindmap

  • Oktober 1, 2021 um 9:59 am Uhr
    Permalink

    Kreatives Arbeiten fällt mir persönlich viel leichter, wenn ich analog arbeite. Mindmaps mit einem sehr langen Spagat, hölzernen Wäscheklammern und farbigen Papier oder Formen von Papier zu erstellen liebe ich. Der Vorteil für mich ist, dass das werdende Resultat haptisch ist und ich mich echt an das Thema herantasten sowie das Ganze abgehen kann. Es ist auch schön, dass ich die gesammelten Gedanken von verschiedenen Seiten oder auch mit Abstand betrachten kann. Es ist eine Methode die viel Platz am Entstehungsort verlangt und unter Umständen auch vom Partner Verständnis benötigt.

    Erst wenn das Gapmap hängt, dann erstelle ich ein digitales Mindmap, um eine Dokumentation zu haben oder es anderen leichter weiter geben zu können. Das Lustige an dieser Methode ist, dass sie ein IT-Freak verwendet.

    Antwort

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