„Du musst dich da bitte einloggen.“ „Mach du mal für mich.“ „Wie lautet das Passwort?“ „1234567.“ #facepalm
Ich komme gerade wieder von einer intensiven Workshop-Zeit und da ich die Teilnehmer*innen auch immer wieder neue Tools, Werkzeuge, Anwendungen und Apps ausprobieren lasse, ist es manchmal notwendig, sich neu zu registrieren. Was man das so erlebt ist, liegt manchmal zwischen Lachen und Weinen. Staunen ist oftmals Begleiterscheinung.
Anmelden mit Facebook, Google & Co
Will man sich bei einer neuen Anwendung oder App anmelden, so muss man sich für gewöhnlich einen neuen Benutzernamen und ein neues Passwort ausdenken. Wie praktisch, dass man sich auch über einen bestehenden Facebook- oder Google-Account anmelden kann, oder? In meinen Workshops und Schulungen staune ich immer wieder, wie ambivalent das Verhältnis zum Thema Datenschutz eigentlich ist. Gerade eben haben wir über Bonuskarten großer Supermarktketten diskutiert – die Ablehnung war groß. Im gleichen Atemzug meldeten sich die Teilnehmer*innen aber wie selbstverständlich mit ihrem Facebook- bzw. Google-Account bei einer neuen Präsentations-App an. Auf meine Frage, wieso das gemacht wird: Schulterzucken oder ein „Weil ich mir nicht noch ein Passwort merken möchte.“
Nun, dieses Argument ist verständlich. Wir müssen uns ohnehin schon zig Pins, Codes und Passwörter merken. Aber unterschiedliche Konten zu koppeln, hinter denen Datenmonopole stehen, die ohnehin schon sehr viele Daten über uns sammeln? [Hier ein alter aber noch immer gültiger Artikel aus der FAZ zum Thema.] Ich habe sehr viele Accounts, auch bei den großen Datenmonopolen. Ich bin gläsern. Ich bin mir dessen bewusst. Aber ich möchte nicht aktiv dazu beitragen, dass meine Daten ergänzt und gekoppelt werden. Ich nutze also, statt zu koppeln, lieber einen Passwort Manager, dessen Masterpasswort ich regelmäßig ändere. Es gibt hier mittlerweile mehrere Anbieter – Futurezone hat dazu am Change Your Password Day (1. Februar) einen schönen Überblick zusammengestellt.
Der Vorteil besteht darin, dass man sich sichere Passwörter generieren kann. Es ist erschreckend, dass das Geburtsdatum und die Zahlenfolge 1234567 immer noch zu den beliebtesten Passwörtern gehören. Tipps für sichere Passwörter gibt es zuhauf, beispielsweise von SaferInternet.at.
Der große Gewinn aus *fügen Sie hier ein Land ein*
Spam-Mails waren früher sehr leicht zu erkennen, weil sie meist sehr schlecht übersetzt und voller Fehler waren. Heute sind sie teilweise schon richtig gut und professionell gemacht. Das Erkennen auf den ersten Blick ist schwierig. [Lustige Seitennotiz: Man kann sich hier eine personalisierte Spamnachricht generieren lassen – BuzzFeed sei Dank.] Die Betrüger*innen dahinter scheuen auch nicht, neue Wege zu gehen und verschicken Spam-Nachrichten als Phishing-Nachrichten via WhatsApp und den Facebook-Manager. Ich habe gerade auch wieder das subjektive Gefühl, dass viele Twitter- und Facebook-Accounts gehackt werden und viele Kolleg*innen aus meinen Timelines in Werbepostings verlinkt werden. Woran das liegt? An unserem Klickverhalten. Wenn wir z.B. (vermeintlich) von der Post eine Nachricht bekommen (und wirklich gerade etwas bestellt haben – rund um Weihnachten sehr beliebt), klicken wir auf den vermeintlichen Link zur Sendungsverfolgung und Schwuppdiwupp sind unsere Daten abgegriffen. Postings zu auslaufenden WhatsApp-Abos zählen hier ebenso dazu wie lustige Videos mit dem Vermerk Hey, bist du das auf dem Video? Wer weitere Beispiele sucht, wird auf Mimikama fündig.
Predatory Journals
Auch der akademische Raum ist davon nicht ausgenommen. Ich bekomme wöchentlich Mails von vermeintlichen Editors, die mir anbieten, einen schon publizierten Artikel (oder auch einen neuen) bei ihnen einzureichen und zu publizieren. Googelt man die Zeitschriften, findet man sie nicht. Oder man erkennt, wie schlecht die Qualität eigentlich ist. Ein Team an der Universitätsbibliothek Graz beschäftigt sich mit dem Phänomen Fake / Predatory Journals bzw. Conferences und hat hier auch eine gute Webseite dazu herausgegeben.
Critical Thinking und die Filterblase
Kritisches Hinterfragen und Reflektieren sind in der heutigen Zeit vielleicht wichtiger denn jemals zuvor. Klar durfte man früher auch nicht alles glauben, was in der Zeitung stand oder im Fernsehen gesagt wurde. Hier gab’s jedoch zumindest Redaktionssysteme, auch waren die Möglichkeiten, in eine Falle zu tappen, nicht so vielfältig. Der gesunde Menschenverstand sollte also immer eingeschaltet bleiben, wenn wir uns online und offline bewegen. Ist es für viele von uns klar, in großen realen Menschenmengen auf die Handtasche oder den Rucksack aufzupassen, so ist dies in der virtuellen Menschenansammlung Social Media nicht immer der Fall:
Viele der Hinweise auf Fallen im Internet und v.a. Social Media bekomme ich über meine Filterblase, beispielsweise das #twitterlehrerzimmer oder die #EduPnx mitgeteilt. Da ich mir meine Filterblase bewusst gewählt habe, habe ich auch die Knotenpunkte in diesem Netzwerk selbst gesetzt und pflege sie auch.
- Für uns Lehrer*innen ist im Kontext Sicherer Umgang mit Social Media / dem Internet sicherlich die Webseite von SaferInternet.at ein Begriff und eine tolle Anlaufstelle. Hier gibt es Leitfäden, kurze Videos und zahlreiche Materialien für den Unterricht, die sich sofort einsetzen lassen.
- Wenn es um Medienkompetenz geht, ist auch die Beispielsammlung Medienkompetenz. Prototypische Aufgaben des Mediamanual sehr zu empfehlen. Hier sind didaktisierte Unterrichtsbeispiele zu finden, die sich – mit leichten Anpassungen – von der Sekundarstufe bis zur Erwachsenenbildung problemlos einsetzen lassen.
- Ein aktuelles Service bieten auch das Bundesministerium für Inneres (hier vor allem die Videos zur Cybercrime Prävention) und die Social-Media-Teams der Bundespolizei der Bundesländer an. Ich folge auf sowohl auf Twitter als auch auf Facebook der Polizei Steiermark und bin schon gefragt worden, warum ich hier viel teile und retweete. Weil ich finde, dass die Social Media-Teams gute Arbeit leisten und Informationen liefern, an die man vielleicht so nicht denkt. So bin ich diese Woche über die Zahlen der Kriminalstatistik (Bereich Internetkriminalität) gestoßen:
Der Anstieg kann mehrere Gründe haben: Es gibt mehr Internetkriminalität, es wird mehr zur Anzeige gebracht… Fakt ist aber, dass es ein sehr alltägliches Phänomen ist und wir die Augen davor nicht verschließen dürfen. Waren zu meiner Zeit SMS-Abos ein großes Problem, so ist die Tragweite heute größer: Wird mein Facebook-Account gehackt und habe ich viele Konten an meinen Facebook-Account gekoppelt, dann ist die Menge der abgegriffenen Daten sehr groß. Gleiches gilt für die Nutzung des immer selben Passworts in Kombination mit einer E-Mail-Adresse…
Gerade in der Schule, aber auch im Elternhaus und in der Peer Group sollte also aktiv Präventionsarbeit geleistet werden. Informationen stellt SaferInternet.at bereit, aber auch das Bundeskriminalamt mit den Präventionstipps Internet kennen. Hier danke ich dem Social-Media-Team der Polizei Steiermark für den Hinweis. Es hat in seiner Story nämlich gerade gute Tipps im Bereich Cybersecurity und auf meine Frage, ob es dazu auch Materialien für Workshops gibt, wurde ich sofort auf die Seite des Bundeskriminalamts verwiesen. Ein Blick dorthin lohnt sich!
Für alle Leser*innen aus Deutschland
Ich empfehle den Facebook-Auftritt der Polizei Bremen. Hier wird nicht nur aufgeklärt und informiert sondern regelrecht unterhalten. Die Inhalte sind aus dem täglichen Leben gegriffen und lassen sich im Unterricht in unterschiedlichen Fächern (und unterschiedliche Bildungsprinzipien aufgreifend) einsetzen.