Wer sich jetzt eine Aufzählung der Stärken und Schwächen beider Formen des Unterrichts erwartet, wird enttäuscht. Ich nutze vielmehr einen kurzen Post, um ein paar Gedanken loszuwerden, die mir beim Durchlesen des Beitrags Grazer Uni-Professorin: „Schlechter Frontalunterricht ist mir immer noch lieber als schlechter Offener Unterricht“ gekommen sind.
Ich möchte vorausschicken, dass ich dem Artikel ja grundsätzlich zustimme, das Interview nicht kenne und der knackige Titel auch bei mir dafür gesorgt hat, dass ich den Beitrag lese. Jetzt bin ich natürlich auch keine Expertin im Primarstufenunterricht, aber ich sehe in der Lehramtsausbildung der Sekundarstufe doch auch immer wieder, dass die (zukünftigen) Lehrenden immer wieder straucheln, wenn es um die Konzeption von Unterrichtseinheiten geht, weil ihnen gesagt wurde, Frontalunterricht sei quasi verboten und man müsse offene und individualisierte Formen bevorzugen. Nun, es mag schon stimmen, dass Frontalunterricht seine Schwächen hat, aber das hat offener Unterricht, wie auch oben genannter Artikel verdeutlicht, auch.
Die Ausschließlichkeit macht, meiner Meinung nach, den Unterschied aus. Oder eben die Mischung. Guter Unterricht – und ich werde sicherlich auch irgendwann dazu kommen, für mich hier zu definieren, was ich unter „gutem“ Unterricht verstehe (siehe #EDchatDE Nr. 155) – ja, guter Unterricht besteht aus Phasen der Instruktion und der Konstruktion. Diese sollen einander abwechseln, Hand in Hand gehen und einem klaren Konzept folgen. Beides eignet sich nicht als Stand-Alone-Lösung, beides bedarf des anderen.
LearningApps – oder: Seit Skinner meist nichts Neues: https://t.co/EIr60aCMf7 (ganz angucken!)@sven_sommer @ivi_unterricht
— Axel Krommer (@mediendidaktik_) September 23, 2016
Und so sind auch Drill & Practice-Übungen nach Vorbild Skinners manchmal, unter bestimmten Umständen, in einem definierten Setting gut. Pauschalverurteilungen und -meinungen bringen nichts, sie bringen uns vor allem nicht weiter.
Die Kunst, guten und effektiven oder sogar effizienten Unterricht zu gestalten oder ermöglichen, liegt darin, einen abwechslungsreichen Unterricht zu konzipieren, der für unterschiedliche Lernende („Multiple Intelligences„) unterschiedliche Materialien („Binnendifferenzierung“ oder „Individualisierung“) anbietet, die Lernenden ins Zentrum rückt, ihnen die Möglichkeit des Austauschs, der Kollaboration, Kommunikation und Interaktion gibt, und gleichzeitig auch Phasen der Immersion durch Instruktion schafft („Sandwich-Methode„). Dabei soll der Unterricht weder über- noch unterfordern. Manchmal ein echter Balanceakt…
Manchmal, ja manchmal, da möchte man einfach nur „berieselt“ werden, möchte in ein Thema eintauchen, vielleicht auch eingetaucht werden. Oder vielleicht denke nur ich so – ich habe Vorlesungen und Seminare an der Universität, wenn sie abwechselnd am Plan standen, durchaus genossen. Manchmal, gerade bei guten, ansprechenden Vortragenden, wollte ich einfach nur zuhören, manchmal, bei spannenden Themen und Arbeitsaufträgen wollte ich einfach nur mit der Arbeit loslegen…
Die Mischung und das didaktische Konzept machen den Unterschied.