Die EDU|days in Krems sind voll im Gange und gestern hatte ich das Vergnügen live dabei zu sein – als Zuhörerin und als Referentin. Und was ich mitgenommen habe, sind viele Ideen, Eindrücke und Inspirationen. Ein paar davon versuche ich mal auf virtuelles Papier zu bringen – wie gut, dass ein Gutteil auch aufgezeichnet wurde (Link folgt).
Bereits in der Begrüßung wurde durch die beiden Redner, Univ.-Prof. HR DDr. Erwin Rauscher (PH NÖ) und Univ.-Prof. Dr. Peter Baumgartner (DUK), der besondere Fokus auf die Didaktik, also Fach- und Mediendidaktik, gelegt. Das ist – für mich als Mediendidaktikerin – ja schon ein guter Start. Wie immer wieder betont, soll es nicht um das WAS, sondern das WIE gehen. Aber dazu später noch mehr.
Die Keynote von Beat Döbeli Honegger (@beatdoebeli) startete ja schon mal gut – nämlich mit einer im Vorfeld der Konferenz gestarteten Twitter-Runde, in der sich mehrere, u.a. auch ich, darüber „beklagten“, wie illuster doch das Referent*nnen-Feld sei und wie schwer es doch sei, vor oder nach jemandem vorzutragen (nachzulesen auf Beats Webseite unter Vorfreude). Unter diesem Link kann man auch den Vortrag nachlesen – nicht nur die Folien, auch die Kommentare. Und das ist wirklich großartig, denn so im Nachhinein nachschauen zu können, ist schon wichtig. Im Vortrag hab ich ja nicht alles mitgekriegt, war ja schließlich nervös 😉 Nein, im Ernst: Beat Döbeli Honeggers Keynote hat sehr viel von dem, was ich eigentlich sagen wollte, schon vorweggenommen. So zum Beispiel die Folie über die digitalen Kompetenzen von Lehrerinnen und Lehrern, die viel mehr Impakt hat, als der erste Blick vermuten lässt. Und natürlich der Blahfasel-Generator. Einfach die Seite neu laden und staunen (und fragen, wo man solche Sätze nicht schon alles gelesen hat). Und nicht zu vergessen die Literaturempfehlungen und Nicht-Empfehlungen, die ja auch wieder Empfehlungen sind. Und die Empfehlung, die Argumente der Kritiker/innen zu kennen, um gewappnet zu sein und nicht in sinnfreies Stammeln zu verfallen oder immer wieder die gleichen Argumente zu liefern. Ein Hauch von Kreativität ist schon erlaubt.
Und etwas hat Beat Döbeli Honegger auch geschafft, nämlich die Umdeutung des Begriffs „eigentlich“ im Sinne von Jöran Muuß-Merholz (@JoeranDE), die mich mit nach Graz begleitet hat. Und mit Jöran Muuß-Merholz ging es auch weiter. Und der Titel „Digital ist besser? Nicht automatisch. Wie kann im digitalen Wandel eine neue Lernkultur entstehen?“ versprach so einiges, das dann auch prompt gehalten wurde. Einen Teil des Vortrags kann man hier nachlesen. Hervorzuheben nicht nur die vielen Funktionen des Smartphones (eine eierlegende Wollmilchsau, die vielleicht doch handy ist?) sondern auch die Engführung von Herausforderung und Überforderung in der Arbeit mit digitalen Medien. Sie haben Potential, haben auch Angst – um mit Luhmann zu sein, man muss das eine immer mit dem anderen gemeinsam denken. Womit wir wieder bei Beat Döbeli Honegger und den Punkt „Kenne die Argumente der Kritiker/innen“ wären.
Besonders gespannt war ich dann schließlich auf den Vortrag von Bob Blume „Digitaler Dogmatismus und analoge Demenz“, nicht nur weil der Titel ziemlich spitz(er) klang, sondern auch weil ich mir ein Wortfeuerwerk erwartete – wer den Vortragenden kennt, weiß, was ich meine. Wer ihn nicht kennt, kann auf Twitter (@blume_bob) ja nachschauen. Und wenn in den Vorträgen davor die sprachliche Verarmung durch Twitter und SMS angesprochen wurde, so wird man bei Bob Blume vom Gegenteil überzeugt (im Übrigen sind Aphorismen eine eigene Gattung, hochangesehen und ziemlich wortknapp). Und auch der Vortrag war wie erwartet, ein Plädoyer gegen den digitalen Dogmatismus, den der Vortragende auch auf seinem Blog schon kritisiert hat, und für den pädagogischen und somit auch digitalen Pragmatismus, wie ihn auch Gerhard Brandhofer vertritt (). Erfrischend praktisch und realitätsnah. Hier die von Luka Peters angefertigte Sketchnote zum Vortrag.
Anschließend durfte ich ans Rednerpult Schule & Social Media: Lernen in und mit Social Media? Stand auf dem Programm und weil meine Vorredner schon so viel gesagt hatten, was ich eigentlich sagen wollte, nahm ich die Herausforderung an und improvisierte. Mir ging es dabei vor allem darum, das WIE und nicht das WAS in den Mittelpunkt zu stellen. Eine Engführung von Lehrplan und Lebensrealität der Schüler/innen stand am Beginn und dabei sind zwei Dinge wichtig: Nämlich dass Dinge nicht wichtig sind, nur weil sie im Lehrplan erwähnt werden, es sollte vielmehr umgekehrt sein. Und just am Tag des Vortrag, um 11:06 kam der passende Tweet von A. R. Krommer dazu. Und dass wir als Lehrpersonen sensibilisieren sollen und uns nicht verschließen vor Social Media, denn da zählen auch Wikipedia und YouTube dazu oder Social Bookmarking. Nicht unwichtig der Verweis auf DIE vier Argumente, die immer wieder kommen: Lernargument, Lebensweltargument, Zukunftsargument und Effizienzargument, die von Beat Döbeli zerpflückt wurden und auch meinen Vortrag nachhaltig beeinflusst haben. Ich hab mich natürlich – quod erat expectandum – beim Improvisieren just in der Zeit verzettelt. Die Methoden des Einsatzes kamen damit zu kurz. Ich werde das aber in einem Post in der nächsten Zeit nachholen. Das passt dann ja auch gut zum Re-Start unseres MOOCS „Soziale Medien & Schule: für wen wieso wozu?“ am 20. April 2015 auf iMooX.
Und dann kam Kurt Tutschek (@tutschek), den ich ja aus der Medienfundgrube gut kenne. Und auf seine „30 Apps in 30 Minuten“ hab ich mich mehr als nur gefreut. Katzencontent am Anfang, Apps in der Mitte und Apfelbrot am Ende. Und das alles in eine 30-Minuten-Geschichte verpackt, die mehr war als bloßes Storytelling. Dabei hat Kurt Tutschek es sogar geschafft meine Sehmuster zu durchbrechen (Stichwort: Wie aus dem Evernote-Elephant ein Evernote-Gecko wird). Einfach die Präsentation ansehen und Apfelbrot genießen.
Abgerundet wurde der Tag durch Christian Nosko und seinen Vortrag: „Im Spannungsfeld zwischen Erwartungen, Ansprüchen und Realität: Überlegungen zum digitalen Schulbuch“. Hier die Sketchnote zum Vortrag von Luka Peters. Christian Nosko hat eine Typologie vorgenommen und einige praktische Beispiele gezeigt, u.a. Schulbuch-o-mat (das OER-Biologie-Schulbuch). Und weil mich das Thema ja besonders interessiert hier noch mal das Video, das Martina, Roland und ich vor einigen Jahren für die iUNIg-Tagung „Warum e-books (nicht) funktionieren“ gemacht haben. Wir gehen dafür – mit einem Augenzwinkern – der Frage nach, wieso E-Books nicht funktionieren und das gedruckte Buch einfach besser ist. Und auch gleich noch mal der Hinweis auf eine ganz frische Publikation von Michael Raunig und mir zum Thema E-Books Interaktive E-Books – technische und didaktische Empfehlungen (2015), in der ein Brückenschlag zwischen didaktischem Wunsch und technischer Realität versucht wird. Die Publikation wird es übrigens auch bald als E-Book geben (unter CC), dazu dann ein eigener Post.
Zu guter Letzt noch ein allgemeiner Absatz: Tagungen und Konferenzen sind ja nicht nur zum fachlichen Austausch, sondern zum Netzwerken und Leute-Treffen. Ich habe in Krems viele „alte“ Bekannte wieder getroffen – wie Christian Freisleben-Teutscher (@cfreisleben) so schön getwittert hat – ein echtes Familientreffen. Aber auch Kolleginnen und Kollegen kennengelernt, die ich nur virtuell (@blume_bob) oder gar nicht (@buntistdasleben) kannte. Ich danke Gerhard Brandhofer (@rationalekritikhttps://twitter.com/rationalekritik) für die Einladung und die tolle Organisation. Um es mit unserem alten Kaiser zu halten: „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut.“