Manchmal spielt das Leben einfach seltsame Stücke…
Ich bin im Blasmusikverband sehr aktiv: Bin in meinem Verein und im Musikbezirk Graz-Nord Schriftführerin und Medienreferentin und im Landesvorstand kooptierte Beirätin für den Bereich Medien(arbeit). Ich verbinde also mein Hobby, die Musik, mit meinem Berufshobby, dem Schreiben.
Als Journalistin habe ich das Schreiben für ein allgemeines Publikum gelernt, in den letzten Jahren aber zugunsten des Schreibens für ein spezifisches Publikum, nämlich die Wissenschaftscommunity und an (digitaler) Bildung Interessierte, aufgegeben. Mein Blog und die Medienarbeit, die ich in meiner Freizeit be- und erfülle, sind mein Ausgleich zu den wissenschaftlichen Publikationen, die beim Schreiben und Lesen mitunter ziemliches Hirnschmalz erfordern.
Raus aus der Echokammer
Die Musik ist also mein Ausbruch aus der Echokammer, in der ich mich beruflich befinde. Sie hilft mir dabei, meinen Kopf frei zu bekommen und mich wöchentlich neu zu fokussieren. Sie erdet mich.
Wie sehr mein berufliches Thema allerdings mein privates Thema ist, habe ich am vorletzten Wochenende gemerkt, als ich für den Steirischen Blasmusikverband am Jugendreferenten-Tag die Medienarbeit machen durfte. Thema des Tages: So spielt man die Bits & Bytes!
Sie denken es sich vielleicht schon. Der Titel verrät es. Es ging, ganz grob zusammengefasst, um Digitalisierung und um Spiele und natürlich um das musikalische Spiel, das ich hier jetzt aber ausklammern möchte. Die Klammer des Tages bildeten jedenfalls meine beiden Lieblingsthemen: Digital trifft analog und analog trifft digital. Und dabei ist der Blickwinkel doch ein leicht anderer, als ich ihn gewohnt bin.
Der kritische Blick von außen
Landesobmann Erich Riegler führte am Beginn des Tages in einem kurzen Impulsreferat in das Thema Digitalisierung und Herausforderungen der neuen digitalisierten Welt ein. Einige seiner Aussagen sind mir dabei sehr in Erinnerung geblieben, da sie die Brisanz des Themas zeigen. So sprach er die Filterblase und Echokammer an, in der wir uns befinden und in der wir sozialisiert werden. Vielleiht nicht wir, aber die nachfolgende(n) Generation(en). Fake News, alternative Fakten sind alltägliche Phänomene, wir leben quasi im postfaktischen Zeitalter. Nicht, dass ich a) dies gutheiße oder b) mit dem Begriff zufrieden bin. Aber nicht erst seit Donald Trump wissen wir, wie einfach es ist, Menschen zu manipulieren und wie einfach es ist, die breite Masse zu erreichen. Rieglers beinahe beiläufiger Kommentar „Emotion ist stärker als der Verstand.“ ist die Erklärung für viele Befindlichkeiten und auch Strategien im Netz. Zum einen wird beim Clickbait beispielsweise und allgemein in der Pressearbeit in Social Media stark mit Emotionen gespielt (wahrscheinlich sogar stärker, als in Printmedien, da das Konsumverhalten beim Scrollen ein anderes ist).
Das Scrollen über die Timelines bringt mich zu einem zweiten Zitat, das ich gerne von Erich Riegler übernehmen möchte: „Der Homo digitalis ist nicht immer effizient.“
Wir sind Meister*innen der Prokrastination, einmal auf YouTube eingestiegen, verhalten wir uns wie der Kater aus Der gestiefelte Kater.
Vielfach fehlt es uns dabei am kritischen Umgang mit Informationen und auch mit unserer Zeiteinteilung. Wir verfolgen Moden, die sich in immer kürzeren Abständen verändern. „Die dümmste App findet ihren Nutzer.“ Oder andersrum: „Jeder Depp findt a App.“ Ich hab ja persönlich nicht viele Apps installiert, aber bei Drüberschauen jetzt so aus dem Blogpost heraus, da merk ich schon, dass die eine oder andere wohl aus einer vorübergehenden Laune installiert wurde und durchaus auch entfernt werden könnte. Aber: Ich trenne mich so ungern von Dingen, Apps, Materialien, Büchern… Man kennt das doch: Ist es mal da, hat man sich daran gewöhnt und entfernt es nur ungern. Der Mensch ist und bleibt ein Gewohnheitstier… Wir sollten uns jedoch eigentlich immer selbst reflektieren – nicht nur wir Lehrpersonen.
Mit einigen Aussagen, die zwischendurch folgten, bin ich nicht ganz einverstanden. So lässt sich nicht verallgemeinernd von einer Generation Z oder auch iGeneration sprechen und auch der Mythos Digital Natives ist eigentlich schon längst zerstört. Die Kinder der heutigen Zeit sind nicht zwangsläufig hintennach oder weisen wenig soziale Interaktion auf. Das zeigen auch Studien wie die JIM-Studie 2018 oder die Oberösterreichische Jugend-Medien-Studie, wenn die befragten Jugendlichen traditionelle Werte wie Freund*innen und Familie als am wichtigsten bezeichnen. Sie sind auch nicht unbedingt die unvorsichtigsten im Netz – es gibt zahlreiche Erwachsene, die wider besseren Wissens auf neue Betrügereien in den Weiten des Internets hineinfallen, die auf Fakes und Deep Fakes hereinfallen, die eigentlich ein kritisches Bewusstsein oder eine Reflexionsfähigkeit besitzen müssten, diese aber nicht anwenden.
Wenn ich mir ansehe, dass Jugendliche zum Teil mehrere Accounts auf Instagram besitzen – einen offiziellen und einen „echten“ – dann zeigt mir das schon ein Bewusstsein für die Außenwirkung, wenngleich sich die Problematik nur verschiebt.
Es liegt aber an uns, dieses Bewusstsein zu schaffen und Vorbilder zu sein. Wir sind diejenigen, von denen die Jugendlichen lernen. Es gibt dazu einige wirklich schöne Beispiele von Facebook-Postings, die immer wieder zum Nachdenken anregen.
Oder kennen Sie vielleicht die folgende Werbung? Ich muss dabei immer schmunzelnd nicken.
Fazit
Was mir dieses Impulsreferat gezeigt hat, ist die Sicht eines nicht in der Bildungsfilterblase Verhafteten, der mit kritischen Augen auf die Situation blickte und dabei viele Problemfelder nicht nur der Jugendarbeit in Musikvereinen sondern allgemein ansprach. Der Weg für einen spannenden Jugendreferent*innentag war geebnet. Dazu aber in einem zweiten Blogpost mehr.