Neues Jahr, neuer Blogpost, altes Thema: Offenheit beim Unterrichten und offene Materialien für den Unterricht. Vielleicht bin ich nur sehr sensibel auf das Thema, vielleicht funktioniert einfach meine Filterblase sehr gut. Aber in den letzten Wochen sind einige sehr interessante Beiträge in meine Timeline gespült worden, die ich hier gerne kommentiert zur Verfügung stellen würde. Ich versuche auch, sie in passende Kategorien zu packen, damit man leichter damit arbeiten kann und die passenden Beiträge findet, wenn man danach sucht.
Einen davon gleich vorweg – der Hinweis auf den Public Domain Day. Wenn der Urheberrechtsschutz ausläuft, in Österreich als 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers bzw. der Urheberin, gehen die Werke in die Public Domain über. Hier eine Übersicht auf Wikipedia über Urheber*innen, die 1947 verstorben sind.

OER in der Schule
Leonhard Dobusch (@leonidobusch) hat einen Blogbeitrag mit dem Titel Mögliche Wege zum Schulbuch als Open Educational Ressource in Österreich verfasst, in dem er sich mit Möglichkeiten beschäftigt, Schulbücher als OER anzubieten aber dennoch den Anbietermarkt beizubehalten. Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist eine Studie, die Salzburg Research im Auftrag des Bundesministeriums durchgeführt hat. Es handelt sich dabei um Eine Machbarkeitsstudie zu OER-Schulbüchern in Österreich, die auch auf der Seite des Ministeriums heruntergeladen werden kann und selbst CC lizenziert ist. Interessant sind dabei nicht nur die Überlegungen Dobuschs bzw. die Ergebnisse der Studie selbst, sondern auch der Hinweis auf der Seite des Ministeriums, dass als „offene“ Lizenzen CC BY, CC BY-SA und CC0 zu sehen sind. Dieser Hinweis wird auch beim Generieren der Attribuierung auf der Creative Commons Seite immer geliefert, gehört aber mE viel tiefer im Bewusstsein der Nutzer*innen verankert.
[Ergänzung] Zum Thema Schulbücher möchte ich auch auf den Artikel „Open Textbooks“ verweisen, der die Notwendigkeit der Offenheit von Schulbüchern betont. Offene Schulbücher können individuell zusammengestellt und somit auch an das Zielpublikum angepasst werden, in Hinblick auf Diversität und die Feststellung Verlage stimmen Texte zu wenig auf Schüler ab eine absolute Notwendigkeit.
OER erstellen
Ich bin ja seit geraumer Zeit ein Fan von Tutory. Nicht nur, weil man damit einfach und unkompliziert ansprechende Arbeitsmaterialien erstellen kann, sondern weil man auch gleich zur offenen Lizenzierung des Materials angehalten ist und dadurch a) ein großes Pool an Materialien (auch als Ideenspender) zur Verfügung hat und b) an seine eigenen Grenzen stößt, wenn man Einzelelemente eines Arbeitsblattes lizenzieren möchte, aber nicht weiß, welche Lizenz man wählen soll, weil das Material nicht lizenziert ist. Das klingt jetzt komplizierter als es ist. Tutory hilft beim Erstellen von Materialien und ich kann es jedem und jeder nur empfehlen. Klar gibt’s noch ein paar Kinderkrankheiten, aber das Team hinter Tutory (@tutoryde) arbeitet mit Nachdruck an der Behebung und reagiert auf Wünsche, Anregungen und Kritik.
Ein zweites interessantes Tool ist das OER Pad, dessen Inhalt, wenn nicht anders angegeben, automatisch unter CC0 steht. Dieses (Ether-)Pad ist, glaube ich, im Zuge der OER.de entstanden und ich finde die Idee einfach spannend.
Gerade beim Zusammenmixen unterschiedlicher Lizenzen muss man auf die Kompatibilität aufpassen. Eine Übersicht hilft dabei, die passenden Kombinationen herauszufinden.
[Ergänzung] Danke an Isabell Grundschober (@IsabellGru) für den Hinweis auf den Report Open by Default?, in dem es ebenfalls um Attribuierung und die Notwendigkeit geht, offenes Material zu verwenden (Stichwort: Wissenschaft vs. Lehre).
Wer sich nicht sicher ist, wie OER geht, kann sich Jöran Muuß-Merholz (@joeranDE) Buch Freie Unterrichtsmaterialien finden, rechtssicher einsetzen, selbst machen und teilen kaufen oder aber die Seite von iRights.info (@irightsinfo) studieren, beispielsweise Kombinieren, Bearbeiten, Remixen: OER richtig verwenden oder Neue Version: Leitfaden zu Rechtsfragen bei E-Learning und Lehre.
Für den Bereich der Hochschullehre möchte ich auf eine Publikation des Forum Neue Medien in der Lehre Austria (@fnm_at) verweisen. Es gab im abgelaufenen Jahr eine Arbeitsgruppe „Open Educational Resources“, deren Ergebnis ein Konzept zur OER-Zertifizierung an österreichischen Hochschulen ist. Dieses Konzept kann auf der Webseite von fnm-a heruntergeladen werden und steht unter CC BY.
Mythen rund um OER
OER sind nicht zwangsläufig gratis. Sie sind nicht zwangsläufig schwer zu erstellen. Sie sind nicht schlechter in der Qualität. Sie sind nicht Einzellösungen. OER sind nicht unfair, weil man dafür nichts bezahlt bekommt. OER sind nicht sinnlos, weil sie ohnehin/ eh nicht genutzt werden. OER sind nicht egal. Vor lauter Nicht-Meldungen klingt dieser Absatz relativ negativ, aber das sind Antworten, die ich immer wieder in meinen Workshops gebe. Rund um OER kreisen so viele Mythen und Irrglaube. iRights.info hat sich die Mühe gemacht, auf Drei Mythen über Open Educational Resources drei verbreitete Mythen zu busten.
Einen Rückblick auf 10 Jahre Cape Town Open Education Declaration inklusive interessanter weiterführender Beiträge und Postings gibt Jochen Robes (@jrobes) in seinem Blogbeitrag CPT+10: A Bright Future for Open Education und betont dabei vor allem, dass OER noch keine Selbstverständlichkeit sind. In den letzten Jahren ist zwar viel passiert, aber der Weg ist noch mindestens einmal so lang. In eine ähnliche Kerbe schlägt der Autor auch in einem Blogbeitrag vom 3. November 2017: Mein Wochenausklang: Über einige Herausforderungen mit OER.

OER suchen und finden
Ein Argument, das ich immer wieder höre, wenn ich über die Vorteile von OER spreche, ist die langwierige Suche nach Materialien, die man auch verwenden darf. Abgesehen davon, dass ich eigentlich immer nur Materialien verwenden sollte, die ich verwenden darf, gibt es spezielle Suchmaschinen, die gezielt nach OER suchen. Creative Commons hat mittlerweile zwei Suchmaschinen herausgegeben, eine erste und eine zweite Version, wobei zweitere den besonderen Vorteil hat, dass sie auch die Attribuierung bereits richtig setzt und man sich keine Gedanken darüber machen muss, alle Informationen und Verlinkungen richtig zu setzen. Sie ist jedoch noch Beta und funktioniert nicht immer einwandfrei (d.h. es werden nicht immer alle Datenbanken durchsucht, weshalb es manchmal zu sehr eingeschränkten Ergebnissen kommt).
Eine weitere praktische Suchhilfe bietet das OERhörnchen (@OERhoernchen) an, mit dem nicht nur nach Materialien sondern auch nach OER-Projekten gesucht werden kann. Und wer lieber weiterhin googeln möchte, kann unter Erweiterte Suche ganz unten unter Nutzungsrechte die letzte Variante auswählen.
Bild- und Mediendatenbanken
Ich habe schon mehrfach Überblicksseiten gepostet, die freie Bilder oder freie Musik zur Verfügung stellen. Hier sind noch weitere:
- Les 7 meilleures banques d’images gratuites et libres de droits à utiliser en 2017 ! Diese Seite ist zwar auf Französisch, aber die Datenbanken sind schön bebildert und nicht übersetzt. Man findet sich also auch zurecht, wenn man der französischen Sprache nicht mächtig ist.
- Ähnliches gilt für die Seite: Vidéos libres de droits : 3 sites pour télécharger des vidéos gratuitement Auch sie ist grundsätzlich auf Französisch, bietet aber drei Videodatenbanken an, auf der offen lizenzierte Videos zu finden sind.
- Für alle Spanischsprechenden bietet die Seite Los mejores bancos de imágenes gratuitos en español 16 Webseiten an, die auf Spanisch sind und CC lizenzierte Bilder zur Verfügung stellen. Diese sind jedoch nicht zwingend alle kostenfrei.
- Auch iRights.info stellt eine Übersicht über offen lizenzierte Materialien zur Verfügung, wobei sie auch terminologisch helfen, indem sie „kostenlos“, „lizenzfrei“, „gemeinfrei“ und „frei lizenziert“ in ihren Unterschieden erklären.
- Die Seite Legal Music For Videos wird von Creative Commons selbst gepflegt und reiht sich in eine ganze Serie von Übersichtsseiten des Vereins ein. Man kann dies auf der rechten Seite sehen.
- Der Medienpädagogik Praxisblog hat unter Freie Musik eine lange Liste an Ressourcendatenbanken gesammelt (Ähnliches gibt es auch für Freie Fotos). Besonders vorteilhaft ist der Umstand, dass die einzelnen Quellen hier auch kommentiert sind und man sich gut zurecht findet.
- 14 Websites To Find Free Creative Commons Music ist eine Seite von MakeUseOf, die ich sehr gerne konsultiere. Hier werden 14 Webseiten genannt, auf denen man Musik finden kann, die unter CC-Lizenz stehen. Auch Verlinkungen zu weiteren Beiträgen, u.a. zu Bilddatenbanken, sind auf der Webseite zu finden.
- Musik unter CC0-Lizenz zu finden, ist schon recht schwierig. Aber auf Soundcloud findet man z.B. WOWA und auf Free Music Archive gibt es eine Suchfunktion speziell nach Public Domain, um nur zwei Quellen zu nennen.
- Wenn man mit dem Gedanken spielt, offen lizenzierte Musik in Filmen oder Videos zu verwenden, muss einiges bedacht werden. iRights.info hat die wichtigsten Punkte unter Musik und Sounds für meinen Film kompakt zusammengefasst.