Als Fortführung meines Posts von gestern quasi heute was zur Selbstdarstellung online. Saferinternet.at hat schon im November 2014 eine Zusammenfassung der Selbstdarstellung von Mädchen und Burschen (im Sinne einer Gegenüberstellung) unter dem Titel Jugendliche im Internet: Wenn „Likes“ das Selbstbewusstsein bestimmen veröffentlicht. Besonders spannend finde ich das Dilemma „Auffallen durch Inszenierung“ und „Gefallen durch Authentizität“, eine Gratwanderung wie sie vielen innerhalb einer Peer Group bekannt sein dürfte.
Ich denke, diese Gratwanderung haben alle mal mitgemacht und heutzutage hat sie eine neue Dimension bekommen durch die sozialen Netzwerke. Vielleicht kann man es nicht ganz vergleichen und der Vergleich hinkt auch irgendwie, aber das Grundproblem oder Grunddilemma ist ein altes.
Wenn man in diesem Zusammenhang das ebenfalls genannte Privacy Paradox berücksichtigt, dann zeigt sich das eigentliche „moderne“ Dilemma. Ich poste etwas Privates, obwohl ich weiß, dass es eigentlich zu privat, kompromittierend oder auch beleidigend ist, weil ich vielleicht ein gewisses Image kreieren oder unterstreichen möchte, weil der Druck in der Peer Group groß ist oder warum auch immer. Wir jetzt Erwachsenen sind in diese Situation hineingewachsen, wir (sollten) wissen, was wir posten können und was nicht. Die Jugendlichen von heute sind zwar vielleicht hineingeboren, aber das heißt nicht, dass sie gelernt haben, damit umzugehen. Sollen sie es von uns lernen? Können wir sie lehren, was man (nicht) posten kann, soll, darf, muss?
Ich habe den Eindruck, dass dieses Privacy Paradox gerade auch für viele Erwachsene zutrifft. Wenn ich mir so ansehe, was erwachsene Menschen aus ihrem Leben so posten, dann wird mir manchmal ganz anders. Ihre Spielergebnisse auf Facebook zum Beispiel (Sag, spielen die auch während der Arbeitszeit?) oder aber ihre Urlaubsfotos (Danke für den Hinweis, dass euer Haus jetzt mal für ne Zeit leer steht) oder auch ihren kompletten Tagesablauf (Ich wollte immer schon wissen, wann meine Facebook-Freunde wo was genau tun.). Aber am besten find ich irgendwie diese Sprüche des Tages-Geschichten, oder diese tollen „Gedanken“, die immer und überall gepostet werden und das Innere der Menschen irgendwie nach außen kehren. Nicht dass es mich stört, dass meine Pinnwand voll davon ist. Ich find’s zum Teil auch amüsant. Und ich finde es auch spannend, wie frei viele mit ihrer politischen Einstellung umgehen, indem sie die Aussagen (bekannter) Politiker*innen liken, kommentieren und teilen. Das macht das Profiling leicht.
Und deshalb bin ich mir nicht sicher, ob wir als (zukünftige) Eltern oder Lehrer*innen wirklich in der Lage sind, zu sensibilisieren. Was ist richtig, was ist falsch? Geht diese Dichotomie heute überhaupt noch? Was ist erlaubt? Was ist geduldet? Was ist verboten? Ich habe keine Antwort darauf, merke aber immer mehr, dass hier noch einiges zu tun und zu lernen ist. Vielleicht hilft uns die Zusammenstellung Das sind die digitalen Trends 2015 von Saferinternet.at zu den digitalen Trends, die uns 2015 bewegen werden, in der sowohl Gefahren als auch Chancen genannt werden, auf die wir 2015 in der digitalen Welt treffen werden.
Positiv stimmt mich da irgendwie die Studie zu Kindern und Jugendlichen in der digitalen Welt, in der steht dass ein großer Teil der jugendlichen Nutzer*innen in sozialen Netzwerken die Privacy-Einstellungen angepasst hat. Und gleichzeitig finde ich es erschütternd, dass jede/r siebente schon mal gemobbt wurde.