Nachlese: Tag der Informatik Fachdidaktik #tdif2018 (Teil 2)

Teil zwei der Nachlese zum Tag der Informatik Fachdidaktik an der PH Steiermark behandelt den zweiten Impulsvortrag von Martin Bauer (BMBWF) zum Thema Digitale Grundausbildung in der Schule. Medienbildung und auch digitale Kompetenzen sind überfachliche Kompetenzen, die in unterschiedlichen Formen, u.a. integrativ in allen Fächern, behandelt werden können. In dieser Keynote wurde uns nicht nur die Wichtigkeit der digitalen Grundausbildung gezeigt, sondern auch eine Vielzahl an Materialien genannt, die uns und unseren Schülerinnen und Schülern dabei helfen können, uns selbst einzuschätzen und unsere digitalen Kompetenzen zu trainieren.

Ressourcen zur und für die Medienbildung

So gibt es beispielsweise die Kompetenzraster von digi.komp für die Klassenstufen 4, 8 und 12 und für Lehrpersonen sowie digi.check als Messinstrument für Lehrer/innen (digi.checkP) und für Schüler/innen (digi.check4, digi.check8, digi.check12). In Zukunft wird es auch digi.check HUM und digi.check HTL geben. Anmerkung: Auf der Seite gibt es auch tolle Cartoons zum Thema Medienbildung unter CC-Lizenz.

Als Fort- und Weiterbildungsangebote gibt es auf der österreichischen MOOC-Plattform iMooX zum einen den #SIMOOC (Das Internet in meinem Unterricht? Aber sicher!) und zum anderen den gerade Anfang März 2018 gestarteten #MeKoMOOC18 (Medienkompetenz in der Lehre). Ersterer beschäftigt sich mit dem sicheren Umgang mit dem Internet im Unterricht, zweiterer beschäftigt sich mit den Medienkompetenzen in der Lehre.

Um seine Kompetenzen zeigen zu können, gibt es für Schüler*innen eine Playmit Urkunde Digital, Lehrer*innen können ihre Kompetenzen über ein digitales Portfolio (#digifolio) sammeln und nachweisen, indem besuchte Fortbildungen dokumentiert werden können.

Als zentrale Fortbildungsinstanz in Österreich ist die Virtuelle Pädagogische Hochschule (VPH) zu sehen, die unterschiedliche Formate (nämlich Coffeecup Learning, eLectures und kooperative Online-Seminare) anbietet. Die VPH war auch maßgeblich an der Entwicklung des digi.kompP, des digitalen Kompetenzrasters für Pädagoginnen und Pädagogen, beteiligt. Dieser Kompetenzraster gibt einen Überblick über notwendige Kompetenzen, die gesammelten Deskriptoren verdeutlichen das breite Feld der genannten Kompetenzen.

Eine weitere wichtige Ressource und Quelle sind die Angebote der eeducation Austria. Nicht nur Konferenzen zum Austausch von Ideen und Praxisbeispielen werden organisiert, beispielsweise gerade jetzt Anfang März die eeducation Praxistage an der PH Linz, sondern auch die Koordination der zertifizierten Schulen. Auch die Eduthek soll mit Mai fertig sein und ein breites Spektrum an Unterlagen und Ressourcen zur Verfügung stellen. Gleichzeitig soll mit dem neuen eBook+ ein echtes interaktives Schulbuch (mit Videos und interaktiven Übungen) auf den Markt kommen. Nähere Informationen hierzu finden sich beispielsweise auf der Seite des öbv-Verlags.  

Meine Gedanken dazu

Die Initiativen des Ministeriums sind, wie man sieht, heterogen – wichtig bleibt die Umsetzung im Unterrichtsalltag. Gerade wenn es um die überfachlichen Kompetenzen geht, besteht mitunter die Gefahr, dass sich niemand zuständig fühlt. Das sei schließlich die Aufgabe der Informatiklehrer*innen. So wie die sprachliche Bildung Aufgabe des Deutschlehrers sei. Eine falsche Herangehensweise an eine wichtige Thematik. Denn als Lehrperson bin ich Vorbild, von dem die Schüler*innen lernen können und vielleicht auch sollen. Wenn ich korrekte Sprache verwenden, haben die Schüler*innen einen wichtigen sprachlichen Input. Wenn ich digital kompetent bin, bin ich ebenfalls Vorbild. Das beginnt schon dabei, dass ich in Präsentationen nur Materialien verwende, die ich auf Grundlage des Urheberrechts auch wirklich einsetzen darf (übrigens auch einer der Deskriptoren im digi.kompP-Kompetenzmodell). Oder aber dass ich weiß, welche Unternehmen zusammengehören, um zu wissen, wohin meine Daten fließen oder wo sie zusammenfließen (hier ein kleines Quiz dazu aus dem Jahr 2016).    

Quelle: Pixabay

Mir hat diese zweite Keynote gezeigt, dass ich mit meiner Habilitation in die richtige Richtung gehe. Mir geht es, das ist wahrscheinlich hinlänglich bekannt, um ein Sowohl-als-auch anstelle eines Entweder-oder. Es geht mir aber auch darum, Möglichkeiten zu zeigen, digitale Medienbildung integrativ vermitteln zu können. Social Media lassen sich in den Sprachunterricht sehr einfach integrieren, Mystery Skype ist nur ein praktisches Beispiel. Man lernt in, mit und über Social Media, authentische Lernsettings aus der Lebenswelt der Jugendlichen – die Motivation über den Lehrplan ist nicht schwierig. Und die Wichtigkeit des Themas ist ungebrochen, wie die Diskussionen rund um die Rolle des Faktenwissens in der digitalen Welt und der Verbreitung von Fake News zeigen.  

Workshop: Digitale Medien im Unterricht: Methoden, Tipps & Tricks

Den restlichen Vormittag verbrachte ich in einem Workshop von Simone Puff (Zentrum für digitales Lehren und Lernen vormals Akademie für Neue Medien und Wissenstransfer an der Universität Graz) zum Thema Digitale Medien im Unterricht: Methoden, Tipps & Tricks.  

Quelle: Pixabay

Gleich zu Beginn wurde dabei von Teilnehmer*innen des Workshops erfragt, welche digitalen Medien sie im Unterricht einsetzen. Dabei wurden einige wenige Medien genannt, nämlich:

Der Workshop von Simone Puff konzentrierte sich auf zwei Anwendungen, die von den Teilnehmer*innen nicht gekannt wurden: Hyperdoc als Arbeitsblatt 4.0 und Flipgrid als Discussion Board 4.0.

Hyperdocs ist dabei weniger eine Anwendung als vielmehr ein Konzept zur Erstellung von Arbeitsblättern und Lernsettings, für die man auf der Sample-Seite auch Vorlagen herunterladen und Ideen holen können. Unter dem Hashtag #hyperdocs wird fleißig diskutiert und geteilt. Eine Idee hinter den Hyperdocs ist die Integration von multimodalen Inhalten in den Unterricht, wobei die Schüler/innen zur Kollaboration angeregt werden sollen und auch Kreativität beweisen sollen. Das 4C-Modell des Lernens, wie von der NEA ausformuliert, scheint deutlich durch. Digitales Medium dahinter können Google Docs oder Office Online sein – in Zeiten der Datenschutzgrundverordnung sicherlich problematisch. Meine Alternative: das ZUMpad. Dieses kollaborative, synchrone Echtzeit-Schreib-Pad hat seine Basis in Berlin, bietet zwar weniger Formatierungsmöglichkeiten als andere Werkzeuge, ist dafür aber sehr intuitiv.

Zweiter Tipp war die relativ neue App Flipgrid, die bei den anwesenden Lehrer*innen auf wenig Gegenliebe stieß. Das #twitterlehrerzimmer hingegen hat großen Gefallen an Flipgrid gefunden, wenn man den Hashtag #FlipgridFever verfolgt. Dabei können Schüler*innen kurze Videos aufnehmen und in eine von der Lehrperson angelegte Grid (in ein bestimmtes Thema) hochgeladen werden. Die anderen Schüler*innen können diese Videos mit Videos kommentieren. Auch hier ist der Sitz in Amerika, was in Hinblick auf die Verwendung im Unterricht problematisch ist, zumal die Jugendlichen in den Videos auch zu sehen sind. Zudem gibt es eine zeitliche Beschränkung – die Videos können nur kurz sein.

Besonders wertvoll am Workshop waren zwei Buchtipps, die uns Simone Puff mit auf den Weg gab, nämlich das HyperDoc Handbook sowie Teaching Critical Thinking. Darüber verwies sie auf einige Twitterer, die ich dem #twitterlehrerzimmer ans Herz legen möchte: @teachermomoftwo und @Jeffcoedtech sowie die Webseite von Constructive Amusement (@ConstAmusement), die zahlreiche Comics aus der und für die Lehre (und Forschung) unter CC-Lizenz anbietet.  

Was ich mir aus dem Workshop mitgenommen habe?

Die Idee hinter Hyperdocs gefällt mir gut. Ich nutze für Arbeitsblätter aber beinahe ausschließlich Tutory – u.a. auch wegen des OER-Gedankens dahinter. Und da der Sitz des Unternehmens in Deutschland ist, darf ich es auch weiterhin nutzen.

Ich teste gerne digitale Werkzeuge. Ich probiere sie gerne aus. Ich verwerfe sie aber genauso gerne. Jede*r von uns muss jene Tools finden, mit denen er oder sie arbeiten kann. Es geht dabei nicht um die Quantität, sondern die Qualität. Vielleicht ist es ein Werkzeug, vielleicht sind es mehrere. Gut ist, wenn man ein Werkzeug auf unterschiedliche Weisen einsetzen kann. Ich nutze beispielsweise gerne Padlet, das für mich zu einem Alleskönner geworden ist (im Juni halte ich dazu auch ein Globinar). Leider hat auch Padlet seinen Sitz in den USA (Kalifornien), was die Nutzung im Unterricht zukünftig einschränkt.

Google Docs nutze ich zur Zeit ebenfalls (noch), allerdings nur anonym. Die Schüler/innen sind nicht angemeldet, um dennoch Beiträge zuordnen zu können, schreiben die Schüler*innen in farbiger Schrift, diese Zuordnung wird in einer Legende aufgelöst (über die Katalognummer, nicht den Namen).

Aus der Diskussion mit den anwesenden Lehrer*innen nehme ich noch eine Aussage mit, die mich getroffen hat: Lehrer*innen machen mit wenig Ressourcen viel für den Unterricht, weil sie es müssen. Ich kann nur zustimmen, weshalb ich auch gerne den Blick über den Tellerrand in andere Fächer wage und versuche, Ressourcen zu teilen. Neuerdings die Informatik. So haben mein Kollege Gerald Geier (@elgerinio) und ich ein wenig darüber nachgedacht, wie man den OZOBOT, der in den MINT-Fächern schon fleißig eingesetzt wird, auch im Fremdsprachenunterricht einsetzen kann. Hier eine erste Präsentation aus dem Oktober 2017. Dazu schreiben wir gerade einen Beitrag – also: stay tuned!